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Archiv-Artikel

oecd zu deutschland Bildung schafft Arbeit

Die Beschäftigung in Deutschland liegt auf dem niedrigsten Niveau seit Beginn der 90er-Jahre. Nur wenn sich das ändert, meinten gestern die Volkswirte des Clubs der Industrieländer, könne das Wachstum in Deutschland wieder mit dem der Vorbilder in den USA und anderswo gleichziehen. „Deutsche, arbeitet mehr!“ lautet also die Empfehlung der OECD-Experten. Das Dumme daran ist: Genau das würden Millionen von Arbeitslosen, abgeschobenen Frührentnern und qualifizierten Hausfrauen gern tun. Es weiß nur keiner, wo die Arbeitsplätze herkommen sollen.

KOMMENTARVON REINER METZGER

Die OECD empfiehlt ihrem Sorgenkind Deutschland dafür noch härtere Reformen à la Schröder und Hartz, ein Rentenalter weit über 65, Subventionen streichen auch im Osten – und was an Grausamkeiten derzeit noch alles im Schwange ist.

All das führt jedoch erst einmal zu weiteren Einschnitten in das Einkommen der Bevölkerung und wirkt damit auf kurze Sicht als Konjunkturbremse. So kommt das immerhin erfolgreichste Exportland der Welt – und das ist Deutschland ja mit wachsendem Schwung – nicht aus dem inländischen Teufelskreis von steigender Arbeitslosigkeit, Einkommensverlusten und Budgetdefiziten heraus. Abgesehen davon, dass weitere, härtere Reformen kaum politisch durchsetzbar wären.

Vielleicht sollte die Politik die derzeitige mutlose Stimmung aufgreifen: Wer sich die Diagnosen über Deutschland anhört, fühlt sich in ihrer Ausweglosigkeit an Beschreibungen aus Entwicklungsländern erinnert. Und bei den ärmsten Ländern gilt: Investitionen in Infrastruktur, Bildung und die Volksgesundheit helfen immer.

Nun haben wir schon genug Autobahnen. Aber bei der Bildung hapert es an allen Enden: Die Kinder fallen ab der Grundschule hinter ihre Kollegen in anderen Industrieländern zurück. Bei Ausbildungsantritt sind manche dann zu dumm für eine Lehre. Das geben selbst Gewerkschaften zu. Und obwohl immer wieder über die drohende Schrumpfung der Bevölkerungszahlen philosophiert wird, leisten wir uns den Luxus, ab einem Alter von spätestens 50 Jahren alle Arbeitslosen abzuschreiben und keine wirksame Weiterbildung zu organisieren.

Da ließe sich einiges tun. Investitionen in diesem Bereich würgen auch nicht die Konjunktur ab, sondern schaffen schnell Arbeitsplätze. Und nur wer Arbeit hat, kann dann auch mehr arbeiten, liebe OECD.