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Archiv-Artikel

Kunst hinter Masken

Nicht nur für Behinderte: Heute verliert sich Mülheim in den MaskenWelten, dem Theaterprojekt von Art Obscura

Von ROS

Das Schöne daran, wenn geistig Behinderte Theater spielen, ist die Tatsache, dass sie sich nicht in hart umrissene Rollen pferchen lassen. Behinderte richten sich nicht nach dem ominösen Verhaltens-Kodex, den die Menschheit einst für sich erfunden hat. Außerdem, ganz nebenbei, dürfen Behinderte natürlich über Behinderungen spotten, so viel sie wollen. Und Nicht-Behinderte können endlich die Hand vorm Mund weg nehmen und dieses gekünstelte Hohoho abstellen – es darf gelacht werden, ganz unbekümmert.

Doch das ist nicht das einzige Ziel, das der Mülheimer Verein Art Obscura mit seiner Arbeit verfolgt. Mit ihrem neuesten Projekt, dem Festival MaskenWelten, wollen die Künstler den Zuschauern die Eigenheiten und Besonderheiten der Darbietungen behinderter Künstler näher bringen. Insbesondere aber sollen die so genannten normalen Menschen lernen, die Einzigartigkeit und das hohe künstlerische Niveau dieser Arbeiten zu begreifen. Art Obscura setzt dabei ganz bewusst auf die künstlerischen Qualitäten der Aufführungen – Fernziel und Vision ist es mithin, die gleichberechtigte Präsenz Behinderter und Nichtbehinderter auf der Bühne und im Zuschauerraum zu erwirken.

Bei den MaskenWelten im Mülheimer MügaPark tummeln sich heute etliche interessante wie seltsame Wesen, deren Masken einerseits verschrecken, andererseits aber auch zum Nachdenken verführen. So geistern beispielsweise die leichenblassen Gestalten der französischen Compagnie Création Ephémère durch den Park, wortlos wandelnd auf einem mysteriösen Pfad. Oder, dort oben, in den Wipfeln der Bäume – was regt sich da? Menschen? Fabelwesen? Man weiß es nicht genau. Und während man sich noch fragt, dringen auch schon die Klänge der Om Crew durch den Park, ein stimmungsvoller Teppich aus Tönen, auf dem sich das Maskenspiel entfalten kann.

So weit die MaskenWelten. Am 19. August gastiert dann das Theater Maatwerk mit dem Stück „La Strada“, basierend auf dem gleichnamigen Film von Federico Fellini, auf dem Mülheimer Markt. „La Strada“ erzählt die Geschichte von Zampano, einem Straßenkünstler, der mit seiner Assistentin Gelsomina durch die Städte tingelt. Dort suchen sie nach dem Ziel des Lebens, nach Liebe und Hoffnung – und einem probaten Mittel, der alltäglichen Tristesse zu entrinnen. ROS

Art Obscura, 6. und 19. AugustMülheim, verschiedene OrteInfos: 0208-3025336