: Kölsch-Verluste stoßen Aktionären übel auf
Anteilseigner der Kölner Dom-Brauerei wollen auf der für morgen einberufenen Hauptversammlung wissen, wie es zum dramatischen Verlust im Geschäftsjahr 2003 kam. Der Vorstand schiebt dem Ex-Manager den Schwarzen Peter zu
Köln taz ■ Richtig ans „Eingemachte“ soll es bei der morgigen Hauptversammlung der Kölner Dom-Brauerei AG gehen. Das erwartet zumindest Hans-Martin Buhlmann, Vorsitzender der VIP, der Vereinigung Institutioneller Privatanleger e.V., Bonn. Die VIP macht sich für die Aktionäre stark und ist mit einigen Punkten der Tagesordnung keineswegs einverstanden. Entsprechende Anträge und Gegenanträge hat die Vereinigung längst gestellt.
Grund für die bereits Anfang Juli einberufene Hauptversammlung ist das schlechte Ergebnis der Dom-Brauerei im Geschäftsjahr 2003. Einen Jahresfehlbetrag von 11,9 Millionen Euro musste die Aktiengesellschaft bekannt geben. Der Bilanzverlust betrug 14,2 Millionen Euro. Das Eigenkapital verringerte sich um über 50 Prozent auf 2,4 Millionen Euro.
Schuld daran ist laut Vorstand Walter Baldus und laut Aufsichtsrat der Ex-Dom-Chef Jochen Köhler. Dieser hat sich Mitte 2003 in den Ruhestand verabschiedet. Köhler werden Fehlentscheidungen im Management vorgeworfen. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende, der 17 Jahre im Amt war, habe sich nicht so sehr um die Herstellung und den Vertrieb von Bier gekümmert. Stattdessen habe er das Immobiliengeschäft vorangetrieben. Aus seinen Fehlern resultiere die aktuelle Schieflage, heißt es bei der Dom-Brauerei. Daher wollen sein Nachfolger Baldus und der Aufsichtsrat ihm auf der bevorstehenden Hauptversammlung die Entlastung verweigern. Morgen stimmen die Aktionäre über diesen Antrag ab.
Allerdings nicht ohne vorher die Gegenseite gehört zu haben. Die VIP stärkt dem früheren Dom-Chef den Rücken und schreibt das „Missmanagement“ vielmehr Baldus zu. „Köhler hat die Marke Dom-Kölsch gut positioniert, für einen guten Absatz gesorgt und das zu keinem schlechten Preis“, sagt Buhlmann. Unter dem ehemaligen Vorstand habe es immerhin eine zweistellige Rendite gegeben. Für den Ergebniseinbruch könne Köhler nicht verantwortlich gemacht werden. Das belegt die VIP mit Zahlen. Im Geschäftsbericht zum 31. Dezember 2002 gingen Vorstand und Aufsichtsrat noch davon aus, im Jahr 2003 ein ausgeglichenes Ergebnis zu erzielen. Auch ein Ende 2003 veröffentlichter Zwischenbericht beschrieb das operative Ergebnis des Unternehmens weiterhin als positiv. Der vorläufige Halbjahresgewinn beliefe sich auf rund eine Million Euro, hieß es damals. Die wirtschaftliche Talfahrt hat also erst im zweiten Halbjahr 2003 begonnen – nach dem Vorstandswechsel.
Seitdem versteht die VIP so Einiges überhaupt nicht mehr. Wie, so fragt sie, konnte sich der in der vorläufigen Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesene Gewinn von einer Million Euro in einen Bilanzverlust von 14,2 Millionen Euro verwandeln? Und das in nur einem halben Jahr? Warum tätigte Baldus eine Sonderabschreibung für eine Brauanlage und trug damit kräftig zum Bilanzverlust bei? Weshalb verkaufte er Grundstücke der Dom-Brauerei und der Dom-Grundstücksverwaltungs GmbH deutlich unter dem zuvor offiziell genannten Preis?
„Das ist alles reichlich komisch“, sagt VIP-Vorsitzender Buhlmann. Daher hat die VIP den Antrag gestellt, einen Sonderprüfer zu beauftragen. Dieser soll die fraglichen Vorgänge genau unter die Lupe nehmen und ein Urteil abgeben.
Das kann allerdings einige Monate dauern. Sollte der unabhängige Prüfer das von der VIP vermutete Fehl-Management jedoch bestätigen, so könnten Köpfe rollen. Morgen beschränkt sich die Anleger-Vereinigung erst einmal auf eine Bitte an die Aktionäre: Die sollen dem jetzigen Vorstand und dem Aufsichtsrat keine Entlastung erteilen.
Walter Baldus äußert sich dazu nicht. Vergangene Woche hatte er zumindest der VIP zugesichert, etwas zu ihren Anträgen und Gegenanträgen zu sagen. „Aber den Termin hat er kurzfristig gecancelt“, so Buhlmann. Damit bleibt es bis morgen spannend. Andrea Martens