: Persilschein für Indonesiens Militärs
Das FBI macht indonesische Separatisten für Morde an Mitarbeitern des US-Bergbaukonzerns Freeport verantwortlich. Der Verdacht fällt zwar eher auf das indonesische Militär, aber die USA wollen es sich mit Indonesien nicht verscherzen
AUS BANGKOK NICOLA GLASS
Eine FBI-Untersuchung, die den Mord an drei Mitarbeitern des US-Bergbaukonzerns Freeport McMoran in der indonesischen Provinz Westpapua aufklären sollte, gerät immer stärker in die Kritik. Darin werden die separatistische „Bewegung Freies Papua“ (OPM) und deren angeblicher Chef Anthonius Wamang für den Ende August 2002 verübten Anschlag auf zwei US-amerikanische Lehrer und einen indonesischen Kollegen verantwortlich gemacht. Freeport McMoran betreibt auf Papua die weltweit größte Gold- und Kupfermine.
US-Justizminister John Ashcroft und das FBI priesen die in dem Report erhobenen Anschuldigungen gegen Wamang als „einen Sieg im Kampf gegen den Terrorismus“. Bizarr daran ist nur, dass die US-Behörden die OPM niemals zuvor als Terrororganisation gelistet hatten.
Menschenrechtler laufen Sturm gegen die Behauptungen aus Washington. Sie vermuten, dass Indonesiens Militär hinter den Attacken steckt. Denn die OPM sei dafür bekannt, eher primitive Waffen wie Pfeile, Bogen, Speere zu benutzen, während die Mörder der Freeport-Mitarbeiter automatische Gewehre gehabt hätten. Auch eine damals von Indonesiens Polizei initiierte Untersuchung hatte darauf hingedeutet, dass die Täter innerhalb der Armee zu suchen seien.
Menschenrechtsgruppen aus Westpapua beklagten jetzt, dass die USA entsprechende Beweise unterschlagen würden: „Anthonius hat unseren Organisationen und auch dem FBI mitgeteilt, dass er die Munition von Militärs bekommen hat.“ Wamang habe zur OPM nur spärliche, zur indonesischen Armee dagegen „sehr gute Verbindungen“ gehabt, erklärt der Menschenrechtler John Rumbiak.
Die Kritiker befürchten nun, dass der von den USA ausgestellte „Persilschein“ der indonesischen Armee grünes Licht gibt, die Gewalt gegen Separatisten auszudehnen. Doch Washington bemüht sich um Indonesien als Verbündeten im Krieg gegen den Terror und ist darauf erpicht, die Militärkontakte zu Jakarta wieder aufzunehmen. Diese Beziehungen hatten die USA aufgrund der von der indonesischen Armee verübten Kriegsverbrechen in Osttimor 1999 größtenteils eingefroren. Neue Gespräche haben bereits begonnen.
Auch die indonesische Regierung verfolgt spezielle Interessen. Neben neuen Finanzhilfen für das Militär will sie den USA offenbar das Zugeständnis abringen, endlich den sich in US-Gewahrsam befindenden indonesischen Topterroristen Hambali befragen zu dürfen.