Gläserner Patient jetzt für 2006 in Sicht

Ärzte und Kassen einig über Finanzierung der Gesundheitskarte, die alle medizinischen Daten des Inhabers speichert

BERLIN dpa ■ Die umstrittene Gesundheitskarte kommt. Ärzte und Krankenkassen einigten sich auf die Eckpunkte zur Finanzierung der Chipkarte, mit der von 2006 an eine komplette Patientenakte jedes Patienten abgerufen werden kann. Das bestätigte gestern der Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Roland Stahl. In den nächsten Wochen würden Details geklärt.

Die elektronische Karte ist Teil der Gesundheitsreform. Mit ihr erhält der Arzt Zugang zur elektronischen Krankenakte, die alle medizinischen Daten des Patienten enthält. Die Gesundheitskarte enthält Pflichtdaten und solche, die zusätzlich aufgenommen werden können. Die Entscheidungshoheit über die Verwendung hat der Patient. Die Karte wird wie die bisherigen Versichertenkarten aussehen, soll jedoch schwerer zu fälschen sein.

Für die Karte müssen 110.000 Arztpraxen, rund 2.200 Krankenhäuser, die Apotheken sowie mehr als 300 gesetzliche und private Kassen elektronisch vernetzt werden. Die Kosten beliefen sich auf 1,6 Milliarden Euro, sagte Stahl. Den größeren Teil der Investitionen übernehmen die Kassen. Ärzte, Kliniken und Apotheker müssen sich mit 600 Millionen Euro beteiligen.

Die Vorbereitungen für die elektronische Gesundheitskarte laufen bereits seit Jahren, drohten aber zuletzt am Finanzierungsstreit zu scheitern. Zudem ist das Projekt unter Datenschützern umstritten, die einen „gläsernen Patienten“ befürchten.

Sieben Monate nach dem Start der Gesundheitsreform haben nach Angaben der Bild-Zeitung vor allem kleinere Krankenkassen ihre Beiträge erhöht. Bei 46 vorwiegend kleineren gesetzlichen Kassen seien die Sätze um bis zu einen Prozentpunkt gestiegen. Zu den 32 Kassen, die niedrigere Sätze bieten, zählten hingegen viele große Kassen, schrieb das Blatt unter Berufung auf den Branchendienst dfg.