: Scharon wird zur Zielscheibe
Israels Regierung warnt vor Anschlägen jüdischer Extremisten. Koalitionsrunde mit Arbeitspartei entwirft Zeitplan für Gaza-Abzug. Siedlungspolitik wird ausgeweitet
TEL AVIV dpa/ap/afp ■ Die israelischen Justizbehörden wollen jüdische Extremisten mit einem schärferen Vorgehen an Anschlägen auf politische Gegner oder den Tempelberg in Jerusalem hindern. Die Justiz- und Polizeibehörden planten Sicherheitsverwahrung, Hausarrest und Platzverweise, so die Zeitung Jedioth Achronoth gestern.
Am Samstag hat der Minister für Innere Sicherheit, Zachi Hanegbi, gewarnt, die Geheimdienste hätten Erkenntnisse, wonach jüdische Extremisten einen Anschlag auf den Tempelberg oder Premier Ariel Scharon beabsichtigen. Ziel eines Anschlags sei es, Chaos zu erzeugen, um die von Scharon beabsichtigte Räumung Gazas zu verhindern.
Derweil haben sich Scharons Likud-Block und die oppositionelle Arbeitspartei bei ihren Koalitionsgesprächen auf einen detaillierten Zeitplan für den geplanten Abzug aus dem Gaza-Streifen geeinigt, so Arbeitspartei-Chef Schimon Peres gestern. Scharon habe zugestimmt, den Abzug mit den Palästinensern zu koordinieren, sagte Peres zur italienischen Zeitung Il Secolo. Vor allem in der Wirtschaftspolitik seien aber noch viele Fragen offen, die einer Koalition mit Likud im Wege stehen könnten, sagten Abgeordnete der Arbeitspartei.
Laut der Zeitung Ma’ariv hat Israels Verteidigungsminister Schaul Mofas seine Zustimmung zum Ausbau der jüdischen Siedlung Ariel im Westjordanland gegeben. Dort sollten 300 neue Häuser entstehen. Mofas billigte den Plan bereits vor drei Monaten, dies sei aber aus diplomatischen Überlegungen heraus nicht bekannt gemacht worden.
Gestern Nacht sind israelische Soldaten in das palästinensische Flüchtlingslager von Rafah im Gaza-Streifen vorgestoßen. Rund 15 Panzer und vier Bulldozer rückten in das Lager ein. Ein israelischer Militärsprecher bestätigte den Einsatz.
Derweil geht der Machtkampf um Reformen innerhalb der Palästinenserführung weiter. Heute wollen sich Präsident Jassir Arafat und sein schärfster Kritiker Mohammed Dachlan treffen. Ziel sei eine Regelung des Streits, erklärten Palästinenservertreter.