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Archiv-Artikel

Friedensbewegt in die pechschwarze Zukunft

Die Serie zur NRW-Kommunalwahl am 26. September. Heute: Duell um Platz 2 zwischen SPD und Grünen in Münster

Münster?

In der Stadt des Westfälischen Friedens, in der es regnet oder wahlweise die Kirchenglocken läuten, sind alle peacig drauf. Kein Wunder: Die Arbeitslosigkeit liegt bei 8,6 Prozent. Die vielen Studis, die ein Fünftel der 266.000 Einwohner ausmachen, genießen noch das Leben. Selbst die Hunde beißen hier nicht. Die Macht in der Stadt haben die Radfahrer und die katholische Kirche: Die hat es hingekriegt, den örtlichen Marathon am Sonntag von 9 Uhr auf 11 Uhr zu verschieben. Was alle Münsteraner eint: Das Unverständnis darüber, dass Münster nicht zur Kulturhauptstadt wurde.

Wer hat was zu verlieren?

Die CDU – ihre absolute Mehrheit im Rat. Nach einer kurzen rot-grünen Interimsphase (1994 bis1999) übernahmen die Christdemokraten bei der letzten Wahl wieder die Macht. Den Ergebnissen der Europawahl zu Folge müsste sie bei der kommenden Wahl mit der FDP koalieren.

Wer regiert im Rathaus?

Seit 1994 ist CDU-Bürgermeister Berthold Tillmann dran. Der frühere Stadtkämmerer tritt wieder an.

Wer will da rein?

SPD-Kandidat fürs Rathaus ist Christoph Strässer, seit zwei Jahren im Bundestag, sogar direkt reingewählt. Für den Kommunalwahlkampf deprimierende Ausgangsposition: Die Grünen haben die SPD bei der Europawahl mit fast 24 Prozent der Wählerstimmen überholt. Die SPD wurde mit 19 Prozent nur drittstärkste Partei.

Was gibt es im Wahlkampf außer Kugelschreibern?

Seit Monaten kocht der Streit um den Bau eines Parkhauses unter der Verkehrsinsel „Ludgerikreis“. Die CDU will ihn haben, die SPD und die Grünen sind dagegen. Streit gibt es auch zum Thema Privatisierung. Die Sozialdemokraten werfen der Stadtregierung vor, doch die Stadtwerke privatisieren zu wollen. Dabei hatte sich vor ein paar Jahren ein Bürgerbegehren gegen den Verkauf ausgesprochen.

Und wer hat die schönsten Wahlplakate?

Auf jeden Fall die CDU: OB Tillmann räkelt sich auf einem Liegestuhl vor dem Münsteraner Schloss und wünscht grinsend „schöne Ferien“. Ein Dauerbrenner-Wahlslogan bei der CDU: Ruprecht Polenz warb schon vor zwei Jahren so um die Wahl in den Bundestag.

Die taz-Prognose

Die CDU wird Mühe habe, es dieses Mal alleine an die Macht zu schaffen. Macht nichts, denn die Partei von Spitzenkandidatin Möllemann-Appelhoff, Witwe des Ex-FDP-Querschlägers, ist auch noch da. NATALIE WIESMANN