Kommentar: Oskar und NRW-SPD
: Sozialdemokratie hat keine Wahl

Die Sozialdemokraten im Land Nordrhein-Westfalen spucken den Namen Oskar Lafontaine nur noch aus. Regelrecht angeekelt reagieren die Genossen, wenn sie auf den Ex-SPD-Chef angesprochen werden. Erst Lafontaines peinliche Flucht aus Amt und Würden, dann seine spleenigen Kolumnen in Bild, und jetzt der Aufruf zum Kanzlersturz – die Genossen im größten SPD-Landesverband haben endgültig genug von Klein-Oskar und seinem großspurigen Auftreten.

Damit ist ein für alle mal auch die langjährige politische Partnerschaft zwischen NRW-SPD und Lafontaine zerbrochen. Die Bande zwischen Herzkammer- und Saar-SPD, zwischen den sozialdemokratischen Kohlefreunden in Düsseldorf und Saarbrücken waren eine Konstante der SPD-Entwicklung in den letzten Jahrzehnten. Zwar gab es auch immer viele Lafontaine-Skeptiker in NRW, doch schon bei seinem ersten Anlauf zur SPD-Macht holte sich Lafontaines Hauptgegner Gerhard Schröder 1993 eine schwere Schlappe im Westen ab. 1998 war es Johannes Rau, der gemeinsam mit Lafontaine versuchte, die Kanzlerkandidatur Schröders zu verhindern – ohne Erfolg.

Alles vorbei, Oskar ist endgültig out. Die Sozialdemokratie an Rhein und Ruhr hat auch keine andere Wahl. Von Agenda 2010 und Hartz kann die NRW-SPD jetzt ebenso wenig abrücken wie vom Bundeskanzler. Und mit wirren Thesen zur internationalen Finanzwirtschaft und 70er-Jahre-Konjunkturpolitik à la Lafontaine bräuchte die SPD bei der Kommunalwahl gar nicht erst anzutreten. MARTIN TEIGELER