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Archiv-Artikel

Spät nachts in Italien

Kreative Hochphase und neues Plattenlabel: Bei der Bremer Band Trashmonkeys könnte sich was tun

ndere Bands hätten wahrscheinlich schon aufgegeben. Vor allem, wenn sie aus Bremen sind. Seit fast zehn Jahren spielen die Trashmonkeys Garage-Pop-Punk-Beat, und Konzertgänger kennen sie als beachtliche Live-Band aus dem Vorprogramm der Cramps und Beatsteaks. Mit einer Karriere im größeren Stil ist es bis heute jedoch nichts geworden. Anfang der Woche erschien nun das dritte Album der Trashmonkeys namens „The Maker“, und dieses Album könnte bewirken, dass sich was tut im beruflichen Fortkommen der Bremer Band.

Das Hamburger Label L‘Age D‘Or, unter anderem als Entdecker von Tocotronic und Die Sterne bekannt, nahm das Quartett für „The Maker“ unter seine Fittiche. Schlagzeuger Gunnar Riedl und Gitarrist und Sänger Andreas Wolfinger sind schon Wochen vor dem Veröffentlichungstermin glücklich über die Professionalität des neuen Labels – schließlich haben die Trashmonkeys das alles auch schon ganz anders erlebt: „Als das Label Acid Jazz uns für unser zweites Album unter Vertrag nahm, dachten wir: Jetzt geht es richtig los. Aber Acid Jazz ist zwar ein schöner Name und hat uns in Italien und Großbritannien auch einiges gebracht, aber in Deutschland gab es die Platte im Grunde nicht zu kaufen“, erzählt Gunnar.

Bizarr: In Italien lief ihr Song „Sundays“ als Erkennungsmelodie der Late-Night-Show „Le Iene“, „Nobody“ wurde vom britischen New Musical Express zur Single des Monats gekürt. Und die mit viel Plattenfirmen-Geld produzierten Videos wurden im Acid-Jazz-Büro gelagert, anstatt bei MTV ihre Runden zu drehen.

Mit großer Gelassenheit machten die Trashmonkeys einfach weiter, spielten Konzerte und schrieben neue Songs. Und das heißt vor allem: immer bessere. Das neue Album zeigt bei maximaler stilistischer Geschlossenheit eine enorme Bandbreite, vom punkigen „Song No. 1“ über „Isn‘t It Good“, eine zauberhaft wehmütige Leichtigkeit von Song, bis zum an Velvet Underground erinnernden Finale „So Slow“. Dass sich „I Need You“ von den Kinks als einzige Fremdkomposition da ganz nahtlos einfügt, spricht für die Trashmonkeys.

Das neue Album hält, was diese Band auf der Bühne immer versprach, auf den ersten beiden Alben jedoch nur partiell einlöste. Dass die kreative Hochphase der Band nun mit der allgemeinen Blüte der Sixties-infizierten Spielweise im Rock zusammenfällt, betrachten die Trashmonkeys mit der gleichen Gelassenheit, mit der sie die Fährnisse des Rock‘n‘Roll-Geschäfts ertragen haben. Riedl: „Als wir unsere erste Platte aufgenommen haben, da gab es noch keine Hives.“

Weil es also Anlass zum Feiern gibt, haben sich die Herren zur Vorstellung des neuen Albums etwas ganz besonderes ausgedacht: An Bord des Ausflugdampfers MS Oceana spielen die Trashmonkeys live, dazu gibt es DJ Guido Bolero und DJ Rogg sowie ein „Rock‘n‘Roll-Quiz“. Der Termin dafür ist der 3. September. Wer vorher schon schauen und hören will, kann die Band am 14. August an den St.-Pauli-Landungsbrücken beim Welt-Astra-Tag zu Gesicht bekommen.

Andreas Schnell

Weitere Infos: www.trashmonkeys.com