KUNSTRUNDGANG : Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
Berlin als Tor zum Osten – dieser Slogan scheint sich zumindest in der Kunstlandschaft etabliert zu haben. Anders kann der Erfolg der realistischen Malerei zumindest kaum gedeutet werden. Andreas Golder, einst als Wunderknabe in russischen Eliteuniversitäten gefördert, kombiniert die Einflüsse aus dem sozialistischen Realismus mit den zerborstenen Utopien der an den Mauerfall anschließenden Goldgräberstimmung in der Berliner Mitte. Seine Figuren erinnern immer wieder an lebende Leichen in einer ehemals durchgestylten Umgebung. Arme und Hände ragen aus verklumpten, schmierigen Körpern. „Grumpf“ ist das schwarz-weiße Porträt einer Frau, die im Ecstasyregen unterzugehen scheint. Lifestyle der zum Scheitern verurteilten Leichtgläubigen. Schlichte „Fehlversuche“ urbanen Handelns, worauf auch der Ausstellungstitel verweist.Mitte ist aber auch ein wichtiges Zentrum für den Berliner Tourismus. So ist es nur konsequent, dass Stefan Beuchel seine Perspektive auf die moderne Reisegesellschaft dort zur Schau stellt. „On Tour“ zeigt begehbare Simulationen von typischen Sehenswürdigkeiten, wie man sie als Icons in Sprachführern findet. Und obwohl der Raum mit kathedralenähnlichen oder sonstwie an monumentale Brocken erinnernde Fassaden voll gestellt ist, mag keine Entdeckerstimmung aufkommen. Es herrscht Leere, die auch schon Golders Sichtweise vermittelt. Und selbst die Audiotour, der man sich für einen Rundgang bedienen kann, spielt nur einen Song, der wie ein südländisch anmutender Schlager aus den 50er-/60er-Jahren schwingt. Konkreter möchte man die Herkunft nicht fixieren. Alles bleibt ein einziger Brei ohne Geschichte, ohne Bezug. Europa im Schnelldurchlauf. Ein Reisestil, wie ihn so manche praktizieren, unfähig, sich auf die Situationen in den besuchten Ländern einzulassen.