: was macht eigentlich... … Lena S.?
endlich ’ne Ausbildung
Die 22-jährige Lena S. kann es selbst kaum fassen. Sie hat die Lehrstelle als Fachkraft für das Gastgewerbe bekommen (taz vom 1. 9.). Heute früh um 9 Uhr fängt sie in der Küche des Kreuzberger Stadtteilzentrums Alte Feuerwache an. Vergangene Woche, als sie dort zur Probe arbeitete und noch alles offen war, hatte Lena zur taz gesagt: Sie sei grundsätzlich optimistisch und glaube, dass sie genommen würde. Jetzt, wo der Arbeitsvertrag vor ihr liegt, räumt sie ein. „Ich war doch ganz schön unsicher.“
In der freien Wirtschaft hätte die junge Frau, die vor vier Jahren mit dem Realschulabschluss die Schule verließ, keine Chance mehr gehabt. Welcher Arbeitgeber nimmt schon einen Azubi, der drei Lehrstellen geschmissen hat, auch wenn es dafür vielleicht Gründe wie den plötzlichen Tod der Mutter gibt? Der Freie Träger Alte Feuerwache geht bei der Vergabe seiner Lehrstellen anders vor. „Wir gucken uns nicht den Lebenslauf an, sondern die jungen Leute“, sagt Geschäftsführerin Karin Schwarz. Was Lena angehe, habe das positive Votum der Kantinenchefin und der Leiterin der Servicekräfte den Ausschlag gegeben. Beide glauben, dass Lena gut für den Beruf geeignet ist.
Ende gut, alles gut? Das hängt jetzt von Lena ab. Schade nur, dass sie in einer typischen Frauenbranche gelandet ist. Immerhin hatte sie zuvor eine Lehrstelle als elektrotechnische Assistentin ausprobiert. Ihr Lehrmeister hatte ihr die Freude an dem Beruf aber systematisch ausgetrieben. Frauen gehören an den Herd, hatte der Mann immer gesagt. PLU
FOTO: WOLFGANG BORRS