: Zum Sieg gezittert
In der zweiten Bundesliga besiegte der VfL Osnabrück im Abstiegsduell den FC Ingolstadt 1 : 0. Ein dreckiger Arbeitssieg, aber für Trainer Claus-Dieter Wollitz war es „der bedeutendste Sieg für mich persönlich“
Eine einsame Rassel klapperte mit den Zähnen der 12.700 Zuschauer im Osnabrücker Stadion um die Wette. Die sonst so engagierte Ostkurve wurde von ängstlichem Schweigen beherrscht. Immerhin stand die Mannschaft des Fußballzweitligisten VfL Osnabrück auf dem Platz mit dem Rücken zur Wand, und diese Stimmung hatte sich auf die Fans gestern beim 1 : 0 (1 : 0) im Abstiegsduell gegen den FC Ingolstadt niedergeschlagen.
Die Lila-Weißen waren zum 22. Spieltag bis auf den Relegationsplatz durchgereicht worden, den Abstieg zur dritten Liga fest im Blick. Auch die Zahlen sprachen nicht für die Niedersachsen. In der Rückrunde konnte das Team von Trainer Claus-Dieter „Pele“ Wollitz nur ein Pünktchen ergattern und weist in der Tabelle die meisten Gegentore auf. Unter diesen Bedingungen fällt es schwer, an den Klassenerhalt des VfL zu glauben.
Außer Wollitz. Der hat vor der Saison das Ziel ausgegeben, den Ligaverbleib spätestens am 33. Spieltag dingfest zu machen – und hält an dieser Überzeugung fest. Was damals belächelter Pessimismus war, muss nun in Optimismus umbenannt werden. Denn als in der 24. Minute Necat Aygün den Osnabrücker Schlussmann Stefan Wessels per Kopf überwunden hatte, schien das Desaster perfekt. Doch der Unparteiische Robert Kempter entschied auf Stürmerfoul und gab den Treffer nicht.
Beim VfL meldete sich das alte Problem früh zurück: Der letzte, entscheidende Pass in die Spitze kam nicht an. Egal wie sehr sich Thomas Reichenberger und Gaetano Manno anboten. Also ging die Gefahr von jenseits des Ingolstädter Strafraums aus. Marcel Schuons Volleyschuss ging unter viel Applaus drei Meter am Tor vorbei. Wenig später landete sein zweiter Versuch auf dem Stadiondach.
Erst als Pierre de Wit Sekunden vor der Pause allen Mut zusammennahm, am Sechzehner zwei Gegenspieler umkurvte und aus gut 17 Metern den Ball zur verdienten Führung versenkte, erfüllte plötzlich Hoffnung das Stadion. „Das erwarte ich von ihm“, kommentierte Wollitz den zweiten Saisontreffer seines Spielmachers. Die Niederlagen seien nicht spurlos an seiner Mannschaft vorübergegangen. „Doch sie hat gezeigt, dass sie da raus will.“
Auf dem Platz habe eine Mannschaft gestanden, in der jeder für jeden kämpfte, fasste Abwehrchef Thomas Cichon zusammen. „Ein Schönheitspreis zählt im Moment nicht, es geht nur um den Ertrag“, sagte der 32-Jährige. Und so plätscherte die Begegnung auch in der zweiten Hälfte vor sich hin. Das Zähneklappern wurde leiser – hörte aber nie auf. Obwohl der VfL spielstärker war, konnte er diese Überlegenheit nie nutzen.
Mit Schuons Kopfball nach einer Flanke von Andreas Schäfer hatte der Ingolstädter Keeper Michael Lutz keine Probleme. Manno rutschte zwei Meter vor dem Tor am Ball vorbei. So zitterte sich Osnabrück zu einem 1 : 0-Arbeitssieg. „Das war ein dreckiger Sieg, aber wir haben dem Druck standgehalten“, sagte Manno. Wollitz griff zum Superlativ: „Das war der bedeutendste Sieg für mich persönlich.“ HEIKO OSTENDORFF