schwule klassiker im metropolis
: Zeit der kämpfe, zeit des zorns

Es ist schwer vorstellbar in einer zeit, in der die schwule szene total normal und, was geschmacksfragen betrifft, sogar tonangebend geworden ist. Aber es gab tatsächlich einmal den paragraphen 175, der homosexuelle beziehungen unter Strafe stellte. Als der paragraph fiel, wirkte Rosa von Praunheims film mit dem schönen titel nicht der homosexuelle ist pervers, sondern die situation, in der er lebt auf die bundesrepublikanische gesellschaft wie ein schock. Er zeigte schwule in freier wildbahn, die sich komisch kleideten, sich an komischen orten trafen und komische sachen machten.

Die experimentierfreude, mit der von Praunheim damals (1971) vorging, macht den film immer noch sehenswert. Außerdem ist er inzwischen natürlich so etwas wie ein historisches dokument – und das gilt mehr oder weniger für alle filme, die das Metropolis am donnerstag zeigt. Der abend ist eine hommage an Alf Bold und Manfred Salzgeber, die sich in der westberliner schwulenbewegung als filmemacher und filmverleiher engagierten, bevor sie mitte der 90er an aids starben.

In europa und auch amerika sind die aidstoten aus dem bewusstsein verschwunden, doch vor dem tod gibt es ein leben mit aids. Voices from the front, der letzte film des abends, zeigt, wie die aids-aktivisten im amerika der frühen 90er für dieses leben kämpften. Erstaunlich ist dabei die vitalität, die die gesichter austrahlen. Fast so, als würde das leben mit der krankheit intensiver werden, aber das ist vielleicht mythologie. wie

„nicht der homosexuelle ist pervers“: 17 uhr; „a death in the family“ / „scenes from under childhood“: 19 uhr; „voices from the front“: 21.15 uhr; alle filme am donnerstag im Metropolis