: Viel platz am wasser
In der Hafencity ist mit dem bau des ersten öffentlichen platzes begonnen worden. Das freiraumkonzept soll vorbild für europäische innen- und wasserstädte werden. Die ersten musterwohnungen sind jetzt zu besichtigen
von gernot knödler
Ein besuch auf der orangen aussichtsplattform in der Hafencity beginnt allmählich, sich zu lohnen. Die häuserzeile am Sandtorkai hat bereits zu zwei dritteln gestalt angenommen und erlaubt eine beurteilung des ersten geschlossenen stücks Hafencity. Im november sollen die ersten menschen hier einziehen. Sie werden live verfolgen können, wie das wohn- und geschäftsviertel auf dem gegenüberliegenden Dalmannkai entsteht und wie die ehrgeizige freiraumplanung der Hafencity umgesetzt wird. Mit dem feierlichen versenken eines stücks spundwand hat gestern der bau des ersten öffentlichen platzes am kopf des Sandtorhafens begonnen.
„Es geht darum, für die innere stadt eine neue öffentliche struktur zu entwickeln“, sagte Jürgen Bruns-Berentelg, geschäftsführer der Hafencity Gmbh. Nur 60 der 150 hektar Hafencity werden mit gebäuden besetzt, 50 hektar sind wasser, der rest straßen, parks und plätze. Bruns-Berentelg will „ausgangspunkte für kommunikation“ schaffen, die durch das internet keinesfalls obsolet würden – „zum beispiel für den HSH-Nordbank-run“, aber auch eine demo könne dort mal stattfinden.
Für die freiflächen in der westlichen Hafencity hatte eine jury vor anderthalb jahren den entwurf des büros EMBT Associated Architects aus Barcelona ausgewählt. Die architektin Benedetta Tagliabue setzt weiche, fließende formen in das strenge, gerade und rechtwinklige raster der hafenbecken und kais, um das ehemalige hafenareal liebens- und bewohnenswert zu machen.
Am Sandtorhafenkopf stellt sie die verbindung von land und wasser durch asymmetrisch gestaltete terassen her, die in drei schritten das wasser erreichen. Bei niedrigwasser werden auf der kaikante sitzende besucher die beine sechs meter über dem wasser baumeln lassen. Das pflaster der terassen wird mit mosaik-teppichen und großflächigen Intarsien versehen. Schlanke lederhülsenbäume sollen den platz beschatten, eine lichtschlange auf pfählen wird ihn beleuchten. Die kaimauer und die wände der warften für die häuser werden mit plastischen beton-formteilen kaschiert. Die Hafencity Gmbh will bereits einen gastronomen gewonnen haben, bei dem man einen kaffee oder ein bierchen mit blick auf den sonnenuntergang wird genießen können – und auf die traditionsschiffe, die ab 2006 im Sandtorhafen liegen sollen.
Die schiffe werden an breiten, blattförmigen pontons liegen, so dass das hafenbecken selbst zu einem öffentlichen ort werden wird – auch das ein novum bei der neunutzung von hafenarealen in Europa. Die öffentlichen räume der Hafencity sollten „beispielgebend für die entwicklung europäischer innen- und wasserstädte sein“, sagte Bruns-Berentelg und versprach, er werde hier weiter investieren. Der platz am Sandtorhafen soll über den Kibbelstieg hinweg parkartig fortgesetzt werden.
Die ersten musterwohnungen nebenan am Sandtorkai sind jetzt zu besichtigen. „Das interesse am wohnen in der Hafencity ist nach ersten anlaufschwierigkeiten sehr groß“, sagte Friederike Tiede vom Bauverein Hamburg. Von 18 eigentumswohnungen zwischen 53 und 210 quadratmetern größe seien bereits zwölf verkauft oder vorgemerkt. Die neuen Hafencity-bewohner seien vor allem junge paare ohne kinder oder Hamburger, „die nach der berufs- und erziehungsphase vom stadtrand wieder in die city ziehen wollen.“