: Volkspalast wird zur bühne
Die initiative kulturelle zwischennutzung für den palast der republik nutzt vorstellung des programms „volkspalast“ zum appell: erhalt und zukünftige nutzung des gebäudes, abriss ist „staatskriminalität“
VON ROLF LAUTENSCHLÄGER
Einmal mehr hat am mittwoch die initiative „zwischenpalastnutzung“ unter beweis gestellt, dass es ihr um mehr geht als um die kurzzeitige kulturelle bespielung des palastes der republik. Das spektakuläre programm, seine akteure und die unterstützer des projekts „volkspalast“, das von 20. august bis 9. november in dem gebäude stattfinden wird, sollen ein zeichen setzen für den erhalt des zum abriss bestimmten hauses. „Es gibt keinen grund, das gebäude abzureißen“, sagte „volkspalast“-initiatorin Amélie Deuflhard (sophiensaele) bei der vorstellung des programms gestern. Das dreimonatige „festival“, das die DDR-palastruine mit theater-, musik-, tanz- und performances-aufführungen wieder beleben wird, sei „ein vorschlag für eine qualifizierte und experimentelle nutzung“ – auch für die zukunft.
In die quasi programmatische kampfansage mit ein stimmten gestern auch prominente unterstützer. Der 2003 vom deutschen bundestag beschlossene abriss, der 2005 beginnen soll, sei ein geradezu „vandalischer akt“, der an „staatskriminalität“ grenze, sagte der publizist Friedrich Dieckmann. Eine grüne wiese als provisorium anstelle des palastes könne nicht hingenommen werden.
Der bund und das land Berlin haben nicht die notwendigen mittel von 670 millionen Euro für den schloss-wiederaufbau, daher soll nun eine wiese an dem historischen ort entstehen. Die zwischennutzungs-initiative, darunter die Sophiensaele, das hebbel-theater, die staatsoper, die volksbühne, das ballett Sasha Waltz und viele andere künstler, architekten, die festspiele und politiker haben sich stattdessen für eine bespielung der palastruine ausgesprochen. Auch kultursenator Flierl und seine vorgängerin Adrienne Goehler unterstützen das projekt.