DER BÖRSENGANG VON GOOGLE IST NICHT WIRKLICH REVOLUTIONÄR
: Schöner schein, hässlicher hintergrund

Der börsengang von Google ist auf den ersten blick so revolutionär, wie es die suchmaschine selbst einst war. Zum ersten mal geht nach dem dot.com-crash ein internationales spitzenunternehmen an die aktienmärkte. Es wird der größte börsengang seit dem von Netscape 1995.

Und es soll keine klassische börseneinführung durch konsortialbanken sein, die dafür mehrstellige millionenhonorare einstreichen. Sondern eine direkte auktion der aktien. Ein ganz neues verfahren, so transparent wie demokratisch. Google-chef Eric Schmidt sorgt auch sonst allseits für sympathie, schließlich unterstützt er bei den präsidentschaftswahlen George W. Bushs demokratischen herausforderer John Kerry.

Doch diese sonnige Google-story bekommt kurz vor beginn der auktion immer mehr risse. Nur US-persons mit einer entsprechenden sozialversicherungsnummer der Vereinigten Staaten oder in den USA niedergelassene firmen können an der auktion teilnehmen. Ausländischen anlegern ist der direkte zugang verschlossen. Schon das ist absurd bei einer firma, deren kostenloser suchdienst täglich milliardenfach in aller welt genutzt wird.

Auch wann die auktion wirklich startet, ist unklar. Wer kontrolliert, ob es dann dabei wirklich so gleichberechtigt zugeht wie behauptet, bleibt bislang im dunkeln. Dass auch bei klassischen börsengängen viele potenzielle investoren leer ausgehen und die federführenden banken über das wieso schweigen, tröstet da nur wenig. Und dass Google vergangene woche zugeben musste, bei der ausgabe von aktien an mitarbeiter womöglich gegen die vorschriften mehrerer US-staaten verstoßen zu haben, verstärkt den negativen Eindruck: die revolutionäre geschichte vom Google-börsengang wird von schlechten nachrichten verdunkelt.

Nicht alle davon sind allerdings hausgemacht. Dass diverse investmentbanken den voraussichtlichen ausgabepreis der aktien als zu hoch einstuften und auch sonst gegen Google stänkerten, hat wohl eher mit der besonderen form dieses börsengangs zu tun, bei dem sie sich ausgebootet fühlen.

STEFFEN GRIMBERG