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Archiv-Artikel

US-fax spricht für Motassadeq

Binalshibh und Scheich Mohammed entlasten verdächtigen im hamburger terrorprozess: nicht in anschläge eingeweiht. Bundesanwalt bezweifelt aussagen

HAMBURG dpa ■ Nach neuen angaben aus den USA war der in Hamburg als mutmaßlicher terrorhelfer vor gericht stehende Mounir al-Motassadeq kein mitglied der terrorzelle um Mohammed Atta. Er habe von den vorbereitungen der anschläge am 11. september 2001 in den USA nichts gewusst, heißt es in einer zusammenfassung von aussagen der möglichen terror-drahtzieher Ramsi Binalshibh und Chalid Scheich Mohammed. Die fax-unterlagen wurden dem Hanseatischen Oberlandesgericht gestern vom US-justizministerium zur verfügung gestellt. Die US-behörden wiesen gleichzeitig darauf hin, dass Binalshibh und Scheich Mohammed absichtlich informationen zurückgehalten haben könnten.

Scheich Mohammed, der sich ebenso wie Binalshibh wahrscheinlich in US-gewahrsam befindet, sagte laut der vierseitigen zusammenfassung von verhörprotokollen, Motassadeq habe bei den anschlägen „weder eine operative noch eine unterstützende rolle gehabt“.

Nach Binalshibhs angaben nahm Motassadeq ebenso wie der von terrorvorwürfen freigesprochene Mzoudi regelmäßig an antiamerikanischen diskussionen in der Marienstraße in Hamburg-Harburg teil. Aber: „Motassadeq waren die aktivitäten der terrorzelle nicht bekannt“, wird Binalshibh in dem fax zitiert. Er habe zwar geldgeschäfte für die attentäter übernommen, jedoch nie gewusst, wofür das geld bestimmt war.

Der vorsitzende richter Ernst-Rainer Schudt sagte: „Wir müssen überlegen, was das für den umfang der beweisaufnahme bedeutet.“ Für eine entscheidung sei es noch zu früh, zunächst müssten die aussagen in ruhe analysiert werden.

Motassadeqs verteidiger Josef Gräßle-Münscher rechnet indes nicht mehr mit einer verurteilung. Hingegen äußerte bundesanwalt Walter Hemberger „erhebliche zweifel“ an der Binalshibh-aussage. Diese widerspreche in wesentlichen punkten erkenntnissen der bundesanwaltschaft. Der 30 jahre alte marokkaner Motassadeq steht seit dienstag in der neuauflage des weltweit ersten prozesses um die terroranschläge vom 11. september 2001 vor gericht.