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Archiv-Artikel

DIE DEUTSCH-ITALIENISCHE INITIATIVE GEGEN FLÜCHTLINGE MUSS SCHEITERN Verlockend und verhängnisvoll

Natürlich klingt die deutsch-italienische Initiative verlockend: Flüchtlinge aus Afrika werden bereits vor ihrer lebensgefährlichen Überfahrt empfangen, betreut und „verteilt. Damit hätte man gern gleich mehrere Probleme auf einmal gelöst. Es würden die Aufnahmelager in Italien verschwinden, die nur viel Geld kosten und zudem ständig streng bewacht werden müssen – nicht nur, damit niemand herauskommt. Vor allem könnte niemand seine Nase mehr hineinstecken und etwaige menschenunwürdige Zustände anprangern.

Die Urlaubsgebiete in Süditalien könnten sich endlich in bester Form präsentieren. Ihnen bliebe das Aufeinanderprallen zweier unvereinbarer Welten erspart: weiße Luxusdampfer mit sich biegenden Büfetts und gut zahlenden mitteleuropäischen Touristen einerseits und Bootswracks mit ausgezehrten dunkelhäutigen Flüchtlingen andererseits kämen sich nicht mehr in die Quere. Das sauer verdiente Urlaubsvergnügen bliebe endlich mal wieder ungetrübt. Und dann der Kostenfaktor: ist doch klar, dass die Verpflegung der Immigranten in Nordafrika viel billiger kommt als in Europa. Das weiß jeder deutsche Tourist, der ja deshalb gerne nach Tunesien fährt, weil er dort sparen kann.

Schließlich wäre das europäische Sicherheitsbedürfnis endlich befriedigt: Die EU-Außengrenzen befänden sich dann jenseits des Mittelmeers und fingen mit den geplanten Flüchtlingscamps in Nordafrika an. Sie wären zwar das Ergebnis einer ziemlich merkwürdigen deutsch-italienisch-libyschen Allianz , aber wohl populär genug, solange der Mythos von der Überfremdung, von der Invasion der schwarzen Horden und dem Untergang des Abendlandes durch die heuschreckenartige Ausbreitung hungriger Völkerscharen mit Erfolg gepflegt wird.

Glücklicherweise gibt es noch einige, die an solchen Plänen einiges auszusetzen haben. Die Caritas zum Beispiel. Sie befürchtet, dass in den Wüstenlagern unmenschliche Zustände herrschen werden. Schon jetzt werden die Immigranten oft wie Tiere behandelt – auf italienischem Boden. Was mag da erst ablaufen in den künftigen Sklavencamps jenseits des Mittelmeers, die niemand kontrollieren kann? Vor allem jedoch: Die Vereinbarungen über die Internierung, die Zwangsrückführung und die Abschiebung von Menschen sind lediglich teure, aber völlig unwirksame Placebos. Solange Not, Armut, und Krieg um Rohstoffe, Diktaturen, Krankheiten, Wassernot und Kindersterblichkeit den schwarzen Kontinent geißeln, wird kein Zaun, keine Mauer und kein Lager die Menschen von der Flucht abbringen. CARLO CETO