piwik no script img

Archiv-Artikel

unterm strich

Mit einer Lichtschau hat der Künstler Gert Hof den Roten Platz in Moskau für ein Konzert von Thomas Anders (früher Modern Talking) und den Scorpions erleuchtet. „In unserer langen Geschichte in Russland war das ein besonderer Höhepunkt“, sagte Scorpions-Sänger Klaus Meine nach dem ersten Konzert seiner Band auf russischem Boden. Nicht nur Amerika, meint er, sondern auch „Russland ist ein Teil unserer musikalischen Heimat“. Seit den ersten Konzerten noch zu sowjetischen Zeiten 1988 in Leningrad (heute St. Petersburg) haben die Rocker aus Hannover ihre Kontakte zu Russland aufs Penibelste gepflegt. Auch das deutsche Popduo Modern Talking mit Dieter Bohlen und Thomas Anders war in Russland seit den Achtzigerjahren populär. Allerdings zündete die Mischung von Rock und Pop, die Hof zusammengestellt hatte, vor 15.000 Menschen auf dem Roten Platz nicht richtig. Thomas Anders bekam freundlichen Beifall für Hits wie „Geronimo’s Cadillac“ und „Cherry Cherry Lady“. Bei den Scorpions allerdings stieg die Stimmung erst bei dem Hit der Wendejahre „Winds of Change“, begleitet von einem Symphonieorchester. Dazu ließen Hofs Scheinwerferbatterien den Kreml erstrahlen, während ein Feuerwerk den nahe gelegenen Fluss Moskwa erhellte.

Und noch ein Großevent, das die Herzen erfreute: In ein blutrotes Blütenmeer verwandelt leuchtete die Stierkampfarena. Links stand Carmen, rund 100 Meter entfernt rechts Don José: Schlicht und gewaltig zugleich begann das tödliche Finale bei der Monumentalaufführung von Georges Bizets Oper „Carmen“ im Gelsenkirchener Fußballstadion „AufSchalke“. Mit ihren starken Bildern und für ein Fußballstadion ungeahnten Wohlklängen zog das Opernspektakel auch Skeptiker mit Leichtigkeit in seinen Bann. Mehr als 31.000 Opernfreunde, darunter womöglich auch der eine oder andere verschleppte Schalke-Fan, dankten den rund 700 Mitwirkenden mit jubelnden Beifall. Das Bühnenbild war übersichtlich: Eingerahmt von einer kleinen Mauer gab es einen Brunnen, die Fassade eines Hauses, einen Fahnenmast. Platz genug also für die etwa 400 Statisten, die vor der Aufführung zwei Wochen lang fast jeden Tag geprobt hatten. Eine fußballfeldgroße Bühne will bespielt sein: Neben den Statisten und einem 85-köpfigen Orchester waren 10 Solisten, 36 Flamencotänzer und 124 Chorsänger beteiligt. Hinzu kamen Pferde, Feuerwerk und bunte Lichterketten, die das rund vierstündige Liebesdrama um die Zigeunerin Carmen und den von ihr verführten Soldaten Don José den Bedürfnissen des gemeinen Fußballfreunds anpassten.