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Archiv-Artikel

Zurückschießen!

In den Philippinen sind in zwölf Tagen vier Journalisten ermordet worden. Jetzt dürfen sich Reporter bewaffnen

Schon sechs Journalisten sind dieses Jahr in den Philippinen ermordet worden, davon vier zwischen 31. Juli und 11. August. Am Donnerstagmorgen wurde der freie Journalist Fernando Consignado vom katholischen Radio Veritas mit einem Kopfschuss in seinem Haus in Nagcarlan südöstlich von Manila tot aufgefunden. Sein Vorgesetzter berichtete, dass Consignado wegen kritischer Berichte bereits vor zwei Jahren Drohungen erhalten hatte. Laut Polizei könnte es aber auch andere Motive geben.

Sollte der Trend anhalten, könnte dieses Jahr für philippinische Journalisten noch gefährlicher werden als 2003. Da fanden in dem südostasiatischen Land sieben Journalisten einen gewaltsamen Tod. Laut der „National Union of Journalists of the Philippines“ (Nujp) wurden seit dem Sturz des Diktators Ferdinand Marcos 1986 55 Journalisten ermordet, mehrheitlich Radiojournalisten aus der Provinz.

In den Philippinen schützt die Verfassung die Pressefreiheit. Doch Journalisten müssen damit rechnen, von lokalen Potentaten zum Schweigen gebracht zu werden, die sich durch Berichte gestört fühlen. Waffen, Privatarmeen und Auftragsmorde sind weit verbreitet. Die Sicherheitskräfte gelten als korrupt, umgekehrt arbeiten auch einige Journalisten nicht sorgfältig.

Der Tod Consignados wurde bekannt, kurz nachdem Nujp in einer Veranstaltung über Schutzmöglichkeien von Journalisten diskutierte. So will die Gewerkschaft Senat und Kongress auffordern, die Morde zu untersuchen und zu klären, warum bisher kaum welche aufgeklärt worden. Staatspräsidentin Gloria Macapal-Arroyo forderte ihrerseits den Innenminister aus, sich der Journalistenmorde anzunehmen. Die Polizei hingegen hat angekündigt, künftig Journalisten Waffenscheine auszustellen, damit diese sich wie im Fall des Radioreporters George Benajoan wehren können. Als auf ihn und zwei Kollegen in der Stadt Cebu geschossen wurde, feuerte Benajoan zurück und konnte die Angreifer seiner Meinung nach wegen seiner überlegenen Feuerkraft in die Flucht schlagen. Er hatte ein Maschinengewehr und zwei Pistolen. SVEN HANSEN