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Archiv-Artikel

Wenn Nike und Budni kommen

Verdrängungswettbewerb in der City: Das Traditionsgeschäft Jensen muss schließen, weil die Miete nicht mehr erwirtschaftet werden kann. Das schaffen nur große Ketten

Das Schreibwarengeschäft Friedrich C. Jensen von 1840 schließt – damit verliert Hamburg erneut ein Traditionsunternehmen und die Spitalerstraße an Charakter. Betroffen sind das Schreibwarengeschäft in der Spitalerstraße und der Laden für Mal- und Bastelbedarf am Glockengießerwall. Inhaber Manfred-Burger Jünemann (61) entschloss sich zu diesem Schritt, weil mit der vom Hauseigentümer beauftragten Immobilienverwaltungs-GmbH keine Einigung um künftige Mietpreissteigerungen erzielt wurde.

„Wir haben in Hamburg ein Problem. Die Mieten in ersten Lagen können nicht mehr von allen Branchen erwirtschaftet werden“, erklärt Jünemann. Er verkauft unter anderem Füllfederhalter, Schreib- und Geschenkpapiere, Aktenmappen aus Leder oder Spiele für Erwachsene. Jünemann hat 26 Angestellte, darunter seine Frau und eine seiner Töchter.

Das Gesicht der Spitalerstraße hat sich in zehn Jahren sehr verändert: Klamotten- und Schuhläden, so weit das Auge reicht. Viele davon sind Filialen großer Handelsketten. Eine Entwicklung, die auch dem Landesverband des Hamburger Einzelhandels zu schaffen macht. Ulf Kalkmann, Pressesprecher des Verbandes, erklärt dazu: „Handelsketten haben ein Preiswert-Image, auf das Kunden regelmäßig hereinfallen. Der Umsatz ist dadurch sehr hoch. Je höher er ist, desto mehr Miete wird gefordert. Und deshalb bekommen sie Verkaufsflächen an den attraktivsten Plätzen.“

Die Mietverträge laufen über zehn Jahre – nicht viel für ein Einzelhandelsgeschäft. „Wer heute als alleiniger Inhaber ein Geschäft führt, mietet wenig Fläche, verkauft sehr spezialisierte Ware – alles andere ist unrentabel geworden“, sagt Kalkmann.

Wie hoch die Miete für die beiden Geschäfte ist, will Jünemann nicht sagen. „Das ist auch egal. Die Frage ist: Wie viel wird dafür in drei oder zehn Jahren verlangt? Das kann man anhand des Mietvertrages ausrechnen. Und muss sich dann entscheiden, neuer Mietvertrag oder nicht. Meiner endet am 30. September 2003 – aus die Maus, so ist das eben.“ Jensens Nachmieter in der Spitalerstraße wird „Nike Deutschland“. Im Glockengießerwall eröffnet Mitte November die 94. Hamburger „Budni“-Filiale.

Der Räumungsverkauf bei Jensen läuft bis zum 24. September. Wenn alles vorbei ist, wird Jünemann seinen Laden zum letzten Mal abschließen, die Schlüssel abgeben, nach Hause fahren, zu Abend essen – und sicher gut schlafen. Peggy Wolf