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Archiv-Artikel

Doris hat das K-Wort verboten

Koalitionsabend harmonisch wie nie, obwohl der Kanzler kürzlich noch speien musste

BERLIN taz ■ Es gab Zeiten, da flogen gewaltig die Fetzen, wenn sich die Koalitionäre von SPD und Grünen zum abendlichen Plausch beim Kanzler trafen. Einmal, als es um das Zuwanderungsgesetz ging, stritten sich Otto Schily und Claudia Roth sogar vor laufenden Kameras weiter. Und Rezzo Schlauch stellte öffentlich einen „Dissens“ fest. Diese Zeiten sind vorbei.

Bei der Beschreibung des gemütlichen Zusammenseins am Montag unterschieden sich die Teilnehmer nur in Nuancen. „Ausgesprochen harmonisch“ sei es gewesen, berichtete SPD-Generalsekretär Olaf Scholz. Grünen-Parteichef Reinhard Bütikofer, etwas weniger euphorisch, nannte das Gespräch „konstruktiv und sachlich orientiert“. Also vielleicht doch ein klitzekleiner Dissens? Wer so fragte, wurde von Scholz sofort belehrt, dies wäre „Kreml-Astrologie“. Und um nur ja keine Missinterpretation aufkommen zu lassen, schlossen sich gestern auch die Grünen Scholzens Wortwahl an. Eine Teilnehmerin will sogar „die harmonischste Koalitionsrunde aller Zeiten“ erlebt haben.

Man darf es ausnahmsweise glauben. Vor dem Reformmarathon im Herbst hat niemand Lust auf Zoff. Und extrem streitlustige Grüne sind in dem Gremium sowieso nicht mehr vertreten. Lieber lacht man gemeinsam über den Kotzanfall des Kanzlers. Der scherzte, seine Gattin Doris habe ihn daran erinnert, dass „K- und A-Worte verboten“ seien. Was nur noch eine Frage aufwirft: Wer hat ein A-Wort benutzt? LUKAS WALLRAFF