: Eine Geschichte mit zwei Enden
Pläne für Mövenpick-Hotel im Sternschanzen-Wasserturm vorgestellt: 226 Zimmer, Tiefgarage und Restaurant mit Terrasse. Nutzung des Schanzenparks soll nicht beeinträchtigt werden. Vertreter von Alternativkonzept sehen noch Hoffnung
von GERNOT KNÖDLER
Das Ringen um die Zukunft des Wasserturms im Sternschanzenpark ist „doch nicht eine unendliche Geschichte“, wie der Eimsbütteler Bezirksamtsleiter Jürgen Mantell gestern feststellte. Der langjährige Eigentümer, Ernest-Joachim Storr, präsentierte zwei Partner, mit denen er das 1996 bereits einmal gescheiterte Projekt eines Hotels in dem 100 Jahre alten Bauwerk jetzt verwirklichen will. Sie legten konkrete Umbaupläne für den denkmalgeschützten „größten Wasserturm Europas“ vor. Unterdessen hofft eine Gruppe aus dem Stadtteil noch immer, Storr von einer Alternative überzeugen zu können. Würden die stählernen Wasserbehälter aus dem Turm entfernt, drohe er einzustürzen, warnt die Künstlerin Inga di Mar.
Storr hat mit der Augsburger Patrizia Immobilien AG eine Projektgesellschaft gegründet, der der Wasserturm jetzt gehört und die ihn für eine nicht genannte Summe umbauen soll. Dass sich die aufwändige Investition rentiert, soll ein Pachtvertrag auf 20 Jahre mit der Hotelsparte des Mövenpick-Konzerns garantieren. Das neue Hotel soll sich in der Kategorie des Radisson einordnen.
Geplant ist eine Anlage mit 226 Zimmern, einem öffentlichen Restaurant als Anbau mit 150 Plätzen und Terrasse zum Park, Bar, Fitness-Center und Konferenzräumen. Die Struktur der Fassade bleibt erhalten. Sie erhält jedoch zusätzliche Fenster. In zwei Tiefgaragen sollen 40 Parkplätze untergebracht werden. Dazu kommen 50 Abstellplätze in der Straße Sternschanze parallel zur Bahnstrecke.
Zu jener Straße hin wollen Storr&Co. einen Eingang mit großer Lobby bauen, die in dem Hügel versenkt sein wird, auf dem der Turm steht. Rollbänder sollen die Gäste hinauf in die Gewölbe unter dem Turm bringen – ein ehemaliges Wasserbassin, in das der Turm hineingestellt wurde und das im 19. Jahrhundert dessen Vorgänger war. Der Turm selbst wird entkernt und mit Decken versehen. Unter einer gläsernen Dachspitze sollen zwei „Tower-Suiten“ entstehen.
Nach Ende der Bauphase sollen die Spaziergänger wieder rund um den Turm gehen können. Es sei vertraglich vereinbart worden, dass das Hotel die „normale Nutzung des Parks“ nicht beeinträchtigen dürfe und sich auch nicht über die Nutzung des Parks beschweren dürfe, sagte Bezirksamtsleiter Mantell.
„Die Zeit für das Hotel war reif“, findet Patrizia-Geschäftsführer Jürgen Kolper. 1996 hatte der Anblick der Junkies am Schanzenbahnhof Storrs potenzielle Geschäftspartner die Flucht ergreifen lassen. Überdies steht jetzt der Plan für die Erweiterung der Messe. Anfang 2006, zeitgleich mit der Messe, soll das neue Hotel eröffnet werden. Dessen Eingang liegt direkt am U-Bahn-Tunnel des Schanzenbahnhofs, der von der Messe zum Park führen soll.
Trotz dieser konkreten Pläne arbeitet die Künstlerin Inga di Mar an einem neuen, „sehr kraftvollen“ Alternativkonzept für den Turm mit seinem einzigartigen Innenleben. Vor zweieinhalb Jahren war sie als Sprecherin der Gruppe „Sternschanze Wasserturm“ aufgetreten, die Sponsoren suchte, um Storr den Turm abzukaufen. „Bevor der erste Spatenstich nicht getan ist, gibt es noch eine Chance“, glaubt sie.
Ihre Recherchen bei Experten hätten ergeben, dass die stählernen Wasserbecken für den Stand des Wasserturms unverzichtbar seien, da sonst der Einsturz drohe. Das läge im Interesse der Investoren, argwöhnt sie, denn diese könnten dann neu und rentierlicher bauen. Die Umbaupläne seien mit dem Bauantrag vorgelegt worden, sagt Mantell. „Ich gehe davon aus, dass das geprüft worden ist.“
Falls nicht, wäre das freilich ein anderes Ende der Geschichte.