: Repressanda 2010
Es erscheint mir tragisch, dass Joachim Gauck heute die Parallelen zu den Montagsdemos von 1989 nicht erkennen kann: Widerstand gegen menschenverachtendes Handeln von Regierungen, die „sozial“ nur noch missbräuchlich im Namen führen. Zwar ist Gauck selbst als Pensionsberechtigter derzeit kaum betroffen. Doch als Pfarrer müsste ihn dieser Aufschrei in der Bevölkerung veranlassen, einmal das „Menschenbild hinter der Agenda 2010“ zu analysieren.
Friedhelm Hengsbach hat es ihm leicht gemacht und schon im September 2003 unter diesem Titel die „Wertorientierungen der Agenda-Autoren“ den „Wertorientierungen der Agenda-Adressaten“ gegenübergestellt in „Solidarische Gesellschaft oder neuer Manchesterkapitalismus“, attacReader 2. Da würde auch Gauck erkennen, dass es höchste Zeit ist, das „Sozialwort der Kirchen“ aus 1997 fortzuschreiben. Auch dazu liegt bereits ein Entwurf vor: „Alternativen zur Repressanda 2010“ von Wolf Dieter Narr, Peter Grottian und Roland Roth, beim Komitee für Grundrechte und Demokratie in Bonn zu beziehen.
PHILIPP BERTHEAU, Berlin
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