: Beratung am Ziel
Erfolgreiches Modellprojekt: Im schleswig-holsteinischen Kaltenkirchen wirken Arbeits- und Sozialamt zusammen
Kaltenkirchen lno ■ Während in Berlin noch über die Zusammenlegung von Sozial- und Arbeitslosenhilfe gestritten wird, sind in Kaltenkirchen (Kreis Segeberg) Arbeits- und Sozialamt bereits unter einem Dach vereinigt – im Zentrum für Integration, Einkommen und Leben (ZIEL). Das Zentrum vermittelt Sozialhilfeempfänger in den ersten Arbeitsmarkt, bietet Integrationshilfen und persönliche Beratung an. Und weil das in zweijähriger Probephase erfolgreich funktionierte, wird ZIEL jetzt institutionalisiert. Der Landkreis nahe Hamburg und das Landesarbeitsamt in Kiel haben jetzt beschlossen, die Kosten von jährlich 213.000 Euro zu übernehmen.
ZIEL ist aus einem Modellprojekt des Bundeswirtschaftsministeriums hervorgegangen. Über 300 Sozialhilfeempfänger wurden seit April 2001 in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt, weitere 160 suchten sich selbst einen Arbeitsplatz. Dabei haben 92 Prozent der rund 1.600 bisher bei ZIEL betreuten Sozialhilfeempfänger keine verwertbare Ausbildung. 910.000 Euro Sozialhilfe jährlich habe der Landkreis allein dadurch gespart, sagt Doris Baum von ZIEL.
Mitarbeiter der Arbeitsverwaltung und des Sozialamts in der Kleinstadt, in der nach dem Wegzug einer IKEA-Filiale nach Hamburg die Arbeitslosigkeit über dem Landesdurchschnitt liegt, erarbeiten zusammen für jeden erwerbsfähigen Sozialhilfeempfänger ein individuelles Konzept, um ihn wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Dazu zählt nicht nur eine Berufsberatung, auch die persönliche Situation des Einzelnen wird analysiert. „Wenn jemand ein Alkoholproblem hat, dann bieten wir konkret einen Termin bei der Suchtberatung an“, sagt Baum. ZIEL arbeitet eng mit anderen Beratungsstellen zusammen.
Es habe sich als Vorteil herausgestellt, außerhalb der bestehenden Behörden zu sitzen und als etwas Neues wahrgenommen zu werden, meint Baum. „Wir nutzen zwar die Druckmöglichkeit der Leistungskürzung, auf der anderen Seite zahlen wir nicht direkt aus.“ Die örtlichen Ämter bleiben für die Auszahlung der Leistungen verantwortlich. Das habe den Vorteil, dass die fünf ZIEL-Mitarbeiter sich ausschließlich der Beratung und Vermittlung der Hilfesuchenden widmen können. christiane link