Weit, hoch und erfolglos

Beim 1:2 gegen Rot-Weiß Essen zeigt St. Pauli warum bisherige Erfolge eher zufälliger Natur sind

Hamburg taz ■ Der Ball konnte sich nicht beschweren. Immer wieder hatte er lange, entspannende Flugphasen während denen er das Geschehen auf dem Platz von oben betrachten konnte. Meistens verdankte er diese Ruhephasen St. Paulis Spielern, die das Mittelfeld lieber mit langen Pässen meiden wollten, als es mit kurzen geschickter zu überbrücken. Was den Ball erfreute, offenbarte ein Niemandsland bei den Hausherren, das man sich angesichts der 1:2-Niederlage gegen Essen nicht leisten konnte.

Obwohl Essen das Spiel mit viel Cleverness und Erfahrung zu gestalten wußte, wirkte das Team von Holger Fach keineswegs unangreifbar. Bis das allerdings von der Trainerbank und den Spielern des FC St. Pauli begriffen wurde, war es fünf vor Schluss. Da spielte St. Pauli bereits nur noch zu zehnt und lief einem Rückstand hinterher, der unglücklich bis unwirklich zustande kam. Der Essener Erwin Koen drosch einen Freistoß aus mindestens 30 Metern direkt in St. Paulis Maschen und überließ den Rest dem Ärger des Geschlagenen. St. Paulis Keeper Achim Hollerieth verbot kurzerhand Benjamin Köhlers Jubelauftritt fünf Zentimeter vor seiner Nase und flog dafür mit Rot vom Platz. „Wir waren zu ungestüm“, bilanzierte Trainer Franz Gerber weniger aufgrund der roten Karte als in Gedanken auf das mittelfeldlose Spiel seines Teams. Gerade die erfahrenen Andreas Mayer, Mourad Bounoua („Wenn man viele Bälle fordert, verliert man auch viele“) und Marco Gruszka agierten ideenlos. „Im Mittelfeld haben wir jetzt schon so viel wechseln müssen, das wir uns kaum richtig einspielen konnten“, erklärte Daniel Sager. Solange das nicht passiert, darf sich der Gästetrainer weiter über „keine herausgespielte Chance“ der Hausherren vom Kiez freuen. FOG