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Archiv-Artikel

Immer mehr Euro für immer weniger Quadratmeter

Der neue Mietspiegel ist da. Bis zu 4,5 Prozent mehr als vor zwei Jahren müssen Kölner und Kölnerinnen inzwischen für ihre Miete aufbringen. 60 mal ist die Stadt Köln wegen zu hoher Mieten tätig geworden. Haus- und Grundbesitzer: „Der Wohnungsmarkt ist ausgeglichen und entspannt“

KÖLN taz ■ Wer in Köln günstigen Wohnraum sucht, sollte sich vor kleinen sowie um die 80 Quadratmeter großen Wohnungen hüten, die Ende der 70er und in den 80er Jahren erbaut wurden. Hier sind die Mieten in den letzten zwei Jahren überdurchschnittlich angestiegen. Das teilte die Rheinische Immobilienbörse gestern bei der Vorstellung des neuen Kölner Mietspiegels mit. Bei neueren Wohnungen seien die Mietpreise dagegen konstant geblieben.

Die zur Industrie- und Handelskammer gehörende Börse gibt den Kölner Mietspiegel seit 30 Jahren zusammen mit der Stadt, dem Mieterverein und Hausbesitzerorganisationen heraus.

Im Schnitt seien die Mieten in Köln – abhängig von Alter der Wohnung, Lage und Ausstattung – in den letzten zwei Jahren zwischen 0,5 und 4,5 Prozent angestiegen, fasste Wilfried Ibald vom Amt für Wohnungswesen den neuen Mietspiegel zusammen, der den vor zwei Jahren erstellten ablöst. In die Berechnung eingegangen sind Mieten von Neuvermietungen der vergangenen vier Jahre sowie solche, die in dieser Zeit erhöht wurden.

Der Mietspiegel dient der Mietpreiskontrolle. Werden die dort angegebenen Werte um 20 Prozent überschritten, kann die Stadt ein Verfahren wegen einer Ordnungswidrigkeit einleiten. Im Jahr 2003 seien laut Ibald 60 solcher Verfahren zum Abschluss gebracht worden. Dabei sei in 23 Fällen ein Bußgeld verhängt worden, in vier Fällen hätten Vermieter freiwillig die Miete gesenkt. Insgesamt flossen 20.000 Euro an Bußgeldern und zu viel eingenommenen Mieten an die Stadt beziehungsweise die Mieter oder auch das Sozialamt zurück.

Oftmals einigen sich aber Mieter und Vermieter auch – auf Grundlage des Mietspiegels, der „ein Stück zum Rechtsfrieden in dieser Stadt“ beitrage, wie der Mietervereinsvorsitzende Heinz Soénius sagte. So hätten der Mieterorganisation im Jahr 2003 2.309 Streitfälle vorgelegen, aber in nur 150 Fällen sei es zu einem Prozess gekommen.

Der Mieterverein geht nicht davon aus, dass die höheren Durchschnittsmieten zu einer Mieterhöhungswelle führen werden. Auch Thomas Tewes vom „Kölner Haus- und Grundbesitzerverein von 1888“ trat Befürchtungen entgegen, dass Vermieter die neuen Zahlen für Erhöhungen nutzen könnten. Der Wohnungsmarkt in Köln sei anders als vor zehn Jahren „ausgeglichen und entspannt“, sagte Tewes. Zudem sei die Bruttomiete so hoch, dass den Mietern nicht mehr zugemutet werden könne. Wer die Miete erhöhe, müsse damit rechnen, dass der Mieter auszieht. Dirk Eckert