Kritik lässt Ryanair kalt

Die Billigflüge bedrohen das Klima, sagen Umweltpolitiker. Ryanair hält dagegen: Ihre Maschinen seien besonders sparsam. SPD erklärt sich mit Billigfliegern solidarisch

FRANKFURT taz ■ Noch bis zum Donnerstag können Reiselustige im Internet Flüge der irischen Billigfluglinie Ryanair zu Zielflughäfen in Italien, England und Schweden buchen – für null Euro. Das ist Wasser auf die Mühlen der Kritiker der Billigfluglinien aus den Reihen der Bundestagsfraktionen von SPD und Grünen, die am Wochenende erneut Front gegen die angeblich „klimapolitisch perversen“ Dumpingunternehmen der Branche machten.

Insgesamt 500.000 Freiflugtickets hat der erfolgreichste europäische Low-Cost-Carrier für „Citytrips und Wochenendhopser“ zur Verfügung gestellt; zu zahlen sind nur die jeweils anfallenden Gebühren und Steuern – soweit Steuern anfallen. Gestartet wird in der Regel vom Heimatflughafen von Ryanair in Deutschland, dem von der Fraport AG betriebenen Airport Frankfurt-Hahn im Hunsrück (Rheinland-Pfalz).

Vor allem junge Leute nutzen die Angebote der Billigflieger, die Umweltpolitikern und Naturschützern schon lange ein Dorn im Auge sind. Nur durch Subventionen der Regionalflughäfen seien die Billigfluglinien überhaupt in der Lage, so extrem preiswerte Flüge anzubieten, kritisiert der umweltpolitische Sprecher der Grünen im Bundesstag, Winfried Hermann. Und einig sind sich die Kritiker auch darin, dass endlich die europäische Kerosinbesteuerung kommen müsse, „damit Fliegen nicht länger billiger ist als Bahnfahren“, so das SPD-Vorstandsmitglied Hermann Scheer.

Die Umweltpolitiker sorgen sich vor allem um die Klimaerwärmung. Der Schadstoffausstoß von Flugzeugen bedrohe inzwischen Klima und Gesundheit mehr als der Straßenverkehr, urteilt der Sprecher des Bunds Naturschutz in Rheinland-Pfalz, Ulrich Mohr. Den Billigfluglinien wirft Mohr vor, mit ihren Dumpingpreisen vor allem der Bahn die Kundschaft abspenstig zu machen – eine „umwelt- und verkehrspolitische Katastrophe“. Zudem „versauten“ Ryanair und andere mit ihrer „billigen Hopserei“ an die Peripherie europäischer Großstädte die „Urlaubskultur in Deutschland“.

Ryanair lässt die Debatte kalt. Die Bundesregierung habe doch inzwischen alle „unrealistischen Forderungen“ an die Branche zurückgewiesen, sagt die Sprecherin von Ryanair, Caroline Baldwin. „Klimakiller“ seien die Flugzeuge ihrer Airline bestimmt nicht, beteuert sie. Ryanair verfüge über eine moderne Flotte kerosinsparender Flugzeuge.

Wenn in Deutschland eine Fluggesellschaft von der Steuerbefreiung für Kerosin tatsächlich profitiere, so Ryanair, dann sei das die Lufthansa, deren sehr viel größeren Maschinen auch sehr viel mehr Sprit verbrauchten. Subventioniert werde Ryanair in Deutschland auch sonst nicht, so Baldwin weiter. Man habe sich in Europa lediglich Flughäfen gesucht, deren Gebühren mit den „Kostenstrukturen der Airline“ zu vereinbaren gewesen seien. Dass die Allgemeinheit für gewisse Infrastrukturmaßnahmen wie etwa die Optimierung der Straßenanbindung der von Ryanair genutzten Flughäfen aufkomme, bestritt Baldwin nicht. Das aber sei bei den großen Verkehrsflughäfen nicht anders und eigentlich Sache der Betreibergesellschaften.

Gelassen nimmt auch die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag von Rheinland-Pfalz, Elke Kiltz, die Debatte. Man dürfe den Menschen kein Fortbewegungsmittel vorschreiben oder ein anderes verbieten. Die Billigflieger deckten ein vorhandenes Bedürfnis nach preiswerter Fortbewegung durch die Luft ab. Allerdings müssten für alle Teilnehmer am „Fortbewegungsmarkt“ die gleichen Bedingungen gelten. Kiltz vermutet, dass allerdings versteckte Subventionen für den Flughafen Hahn fließen und verlangt von der SPD/FDP-Landesregierung nun schriftlich Auskunft.

Das Parteipräsidium der SPD erklärte gestern nach den Worten von Generalsekretär Olaf Scholz gar seine „Solidarität mit den Billigflügen dieser Republik“. KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

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