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Archiv-Artikel

Tiefkühlfisch im Trend

Das Fisch-Informationszentrum in Hamburg zog Bilanz: Frische-Produkte sind weniger gefragt. Billig-Discounter konnten ihre marktbeherrschende Position weiter ausbauen

Hamburg taz ■ Trotz rückläufiger Entwicklung zum Vorjahr verbuche die Fischwirtschaft 2002 einen insgesamt positiven Trend, sagte gestern der Vorsitzende des Fisch-Informationszentrums e.V. (FIZ), Klaus Vieten, bei der Jahresbilanz. Der Trend werde auch weiterhin anhalten. Die Fangemeinde sei im Begriff zu wachsen: 50 bis 64 Jahre ist der deutsche prototypische Fischesser alt, verfügt über ein gutes Einkommen, isst pro Jahr rund 14 Kilogramm Fisch – am liebsten Alaska-Seelachs aus der Tiefkühlbox – und kauft immer häufiger günstig im Discounter ein.

Tiefer wird er wohl auch künftig nicht in die Tasche greifen müssen. „Wir können von einem stabilen Preisniveau ausgehen“, prognostizierte FIZ-Geschäftsführer Dr. Mattias Keller. Die Preise für Seelachs und -filet etwa haben sich durch höhere Fangquoten sogar verbilligt. Um gleiche Effekte auch bei Seehecht, Hering und Rotbarsch zu erreichen, spricht sich das FIZ dafür aus, die Import-Zölle nicht nur zu senken, sondern gleich aufzuheben. „Wir kämpfen für eine Aussetzung“, sagte Keller, und hofft, „dass die EU langsam in die Puschen kommt.“

„Unerhört“ findet solche Äußerungen Andrea Cederquist von Greenpeace. Rotbarsch, Alaska-Seelachs, Seehecht – gerade das seien Arten, deren Bestand die Umweltorganisation als „katastrophal“ einstufe. Jahrelange Überfischung habe zu großen Rückgängen in der Population geführt, erklärt die Meeresbiologin. Regelmäßig ignorierten Politik und Wirtschaft die von der Expertenkommission ICES empfohlenen Fangquoten für eine nachhaltige Fischerei. „Akzeptabel“ sei deshalb laut Greenpeace nur der Verzehr von Bio-Karpfen, Bio-Lachs und Bio-Forelle aus Öko-Aquakulturen.

Frischfisch aber dümpelt auf verlorenem Posten, wie die Forschungsgesellschaft GfK für das FIZ herausfand. Der Marktanteil sank im letzten Jahr auf zwölf Prozent, während die Nachfrage nach Tiefkühlfisch und Konserven deutlich auf insgesamt 51 Prozent anstieg. Zum Leidwesen der kleineren Geschäfte und Händler bauten Aldi und Lidl damit im vergangenen Jahr ihre marktbeherrschende Position weiter aus. LASSE HINRICHS