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spaltungDemo-Dilemma

Sobald drei Linke eine Gruppe bilden, gibt es die erste Spaltung. Diese Urkrankheit sozialer Protestbewegungen erreicht nun auch die Montagsdemos im Ruhrgebiet. In Gelsenkirchen will ein Teil der arbeitslosen „wahren Betroffenen“ nichts mit der MLPD zu tun haben und machen ihren eigenen Protestzug auf. Andernorts bleibt mancher ganz zuhause, weil er Wahlalternative oder Attac nicht mag.

Es ist verständlich, dass Arbeitssuchende nicht gleich unter der Fahne der maoistischen MLPD marschieren möchten, weil sie sich vor den Hartz-Reformen fürchten. Auch die regelmäßige Anwesenheit von Glatzköpfen in Lonsdale-Shirts macht die Demos nicht gerade attraktiv.

KOMMENTAR VONKLAUS JANSEN

Und so geraten die Montagsdemonstranten in das Dilemma, das sich in der Gelsenkirchener Spaltung manifestiert: Wollen die Protestler Glaubwürdigkeit und Eigenständigkeit bewahren, müssen sie sich von Parteipolitik freimachen. Wollen sie aber zur Massenbewegung werden, kommen sie um Gewerkschafts- und Parteifunktionäre nicht herum.

Die Organisatoren sind sich dieses Problems bewusst: Sie reagieren mit für alle Teilnehmer offenen Diskussionsrunden auf der einen und klarer verbaler Abgrenzung gegen Rechtsradikale auf der anderen Seite. Das bunte Durcheinander-Gerede wirkt zwar unprofessionell, ist aber durchaus basisdemokratisch. Und solange die MLPD nicht die Rednerliste vorschreibt, sollten sich die anderen Demonstranten an ein paar bunten Fahnen im Pulk nicht weiter stören.

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