piwik no script img

Archiv-Artikel

Schluss mit Abzocke

Die Fachstelle für Suchtprävention startet mit Flyern und im Netz eine Aufklärungskampagne über Spielsucht

Schätzungsweise 17.000 Menschen hoffen in Berlin regelmäßig auf den ganz großen Gewinn. Sie gelten als glücksspielsüchtig und setzen dadurch nicht nur Geld, sondern auch ihr soziales Umfeld aufs Spiel.

Um dem entgegenzuwirken, startete die Fachstelle für Suchtprävention am Donnerstag eine Kampagne zur Prävention von Spielsucht. Unter dem Motto „Der Automat gewinnt immer“ informiert die Initiative mit Plakaten, Flyern und einem Webauftritt über Glücksspielsucht und Spiele mit besonders hohem Suchtpotenzial. Dazu gehören unter anderem Spielautomaten, Roulette, Poker und Sportwetten.

„80 Prozent aller Spielsüchtigen beginnen mit dem Automatenspiel“, sagte Kerstin Jüngling, Leiterin der Fachstelle für Suchtprävention. Bei Verdacht auf Spielsucht kann mit einem Test auf der Webseite die eigene Gefährdung überprüft werden. Betroffenen und Angehörigen wird dort Hilfe aufgezeigt. Laut Kerstin Jüngling sollen damit auch therapeutische Fachkräfte sensibilisiert werden.

Besondere Aufmerksamkeit widmet die Fachstelle Kindern und Jugendlichen. Bereits 61 Prozent aller 16- bis 17-Jährigen haben laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung schon einmal in ihrem Leben um Geld gespielt. Dazu Jüngling: „Trotz des Jugendschutzgesetzes, das Glücksspiele für unter 18-Jährige verbietet, sind besonders Kinder und Jugendliche betroffen.“ Die Gefahr, die vom Internet ausgeht, sei besonders hoch.

Die Präventationsmaßnahme der Fachstelle basiert auf dem 2008 in Kraft getretenen Glücksspielstaatsvertrag. Er regelt unter anderem die Begrenzung des Glücksspielangebotes und sieht Sozialkonzepte in Spielbanken vor. Laut Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linkspartei) kann er helfen, Glücksspielsucht vorzubeugen. Die Berliner Spielbanken mussten im vergangenen Jahr mehrere Filialen schließen, ihre Werbung stoppen und Mitarbeiter in Suchtprävention schulen. Das bewirkte einen Rückgang der Einnahmen von 43,3 Millionen auf 18,5 Millionen Euro, so Lompscher.

Für Prävention, Hilfe und Forschung im Bereich Spielsucht stehen Berlin jährlich 400.000 Euro zur Verfügung. Diese stammen aus den Einnahmen der Lotteriegesellschaft. Neben der Präventionskampagne wird damit etwa die Suchtberatung des Café Beispiellos in Kreuzberg sowie Forschungsprojekte der Charité finanziert. JUDITH NOACK