vorlauf
: Ausgerechnet Rod Stewart

„Zuckerbrot“ (23 Uhr, ARD

Rod Stewart, schnell Auto fahren und Geld machen. Das mag Jenny. Den warmen Sand am Fluss im Sommer, Honigbrot und Buchstabensuppe. Das mag Mitja. Die beiden könnten unterschiedlicher kaum sein. Trotzdem verkuppelt der Film von Grimme-Preisträger Hartmut Schoen die beiden Außenseiter zu einem Liebespaar.

Eine Kleinkriminelle und ein Russlanddeutscher – eigentlich eine nette Paarung, auf die man sich einlassen würde. Zumal die Gegenspieler des Pärchens hochkarätige Schauspieler sind, denen wir gerne mal bei der Arbeit zuschauen. Henry Hübchen als Dealer, Axel Prahl als Jennys Vater und Florian Lukas als ihr hinkender Bruder.

Und dennoch funktioniert der Film nicht. Doch von vorn: Jenny (Marie Zielcke) wird aus der Jugendhaftanstalt entlassen. Ihr Vater hat ihr schon einen Ausbildungsplatz bei der BVG besorgt. Aber auch ihr Bruder Ricky hat große Pläne mit ihr. Das leicht beeinflussbare Mädchen soll ihm bei seinen krummen Geschäften helfen. Ricky setzt Jenny auf Mitja (Ivan Shvedoff) an.

Der schüchterne Russe arbeitet als Blumenverkäufer im U-Bahnhof und wäre der ideale Zwischenhändler für Rickys gefälschte Pässe. Jenny macht mit, weil ihr bis zu dem Tag, an dem ihre ältere lesbische Freundin auch aus dem Knast kommt, eh alles egal ist.

Der Plot wirkt von vorne bis hinten konstuiert. Daran können auch die ungewöhnlichen Charaktere und die Detailverliebtheit des Films nichts ändern. Im Gegenteil, sie erscheinen unecht und aufgesetzt.

Marie Zielke mag eine gute Schauspielerin sein, doch für die schüchterne Jenny ist sie falsch besetzt. Sie sieht viel zu hip und cool aus. Niemand nimmt ihr ab, sie könne sich nicht durchsetzen und sei ausgerechnet auch noch Rod-Stewart-Fan. Der Film erzählt seine Geschichte nicht, sondern der Zuschauer errät irgendwann, dass es um ein schüchternes Mädchen gehen soll, das sich in ihr Fansein flüchtet. Schade.

Sympathische Schauspieler, eine möchtegern-verrückte Geschichte und ein paar schöne alte Berliner Abrisshäuser reichen leider nicht aus. Trotz der guten Zutaten bleibt der Geschmack von „Zuckerbrot“ eher schal. SILVIA HELBIG