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Archiv-Artikel

Kleinstadt mit Integrationsproblemen

Die Serie zur NRW-Kommunalwahl am 26. September. Heute: SPD kämpft gegen absolute CDU-Mehrheit in Rheine

Rheine?

Zweitgrößte Stadt im Münsterland, mit 76.000 Einwohnern eher Provinzmetropole des Kreises Steinfurt. Provinziell und undurchschaubar auch der Umgang mit der Integration von Behinderten: Vor wenigen Monaten stimmte die CDU-Fraktion für und die SPD gegen die Installierung einer Integrationsklasse an einer weiterführenden Schule. Bei der folgenden Ratsitzung drehten sich Verhältnisse um. Leidtragende sind die behinderten Jugendlichen, sie müssen im kommenden Schuljahr auf die Sonderschule. Große Probleme hat die Kleinstadt nicht: Mit einer Arbeitslosenquote von 7,3 Prozent steht Rheine mit Bonn zusammen NRW-weit am Besten da.

Wer hat was zu verlieren?

Die CDU. Bei der Kommunalwahl 1999 hatte sie überraschend die absolute Mehrheit gewonnen und muss diese jetzt verteidigen.

Wer regiert im Rathaus?

Wilhelm Niemann von der CDU. Auch er wurde vor fünf Jahren mit absoluter Mehrheit gewählt. Unter ihm sei die Stadt „sauber, schön und sehr attraktiv geworden“, lobt sich der examinierte Jurist auf der CDU-Homepage. Wenn das alle Rheinenser so empfinden, steht dem erneuten Wahlsieg des Mannes, der „beim Kauf der Tomaten natürlich an Mozzarella und Öl und Essig denkt“ nichts im Wege. Wer will da rein?

SPD-Kandidatin Angelika Kordfelder, 49 Jahre alt, will dem Rathaus wieder die rote Fahne aufsetzen: 1989 bis 1999 regierte ihr Parteigenosse und jetziger SPD-Fraktionsvorsitzender Günter Thum die münsterländische Kleinstadt. Die diplomierte Sozialarbeiterin ist Mitbegründerin des Essener Instituts für Sozialplanung und Organisationsentwicklung (INSO). Mehr symbolischen Charakter hat wohl die Bewerbung des Grünen Werner Friedrich und des parteilosen Heinrich Bietmann für den Bürgermeister-Posten. Was gibt es im Wahlkampf außer Kugelschreibern?

Der Bürgermeister will den Standort der Stadtbibliothek verbessern und ihr mehr Platz verschaffen. Ansonsten versprechen die beiden großen Parteien das Gleiche: Die Optimierung Rheines als Wirtschaftsstandort, die kulturelle, sportliche und ökologische Aufwertung der Stadt, mehr Zukunftschancen für Kinder und Jugendliche.Die taz-Prognose?

Nach den Ergebnissen der Europa-Wahl ist wohl kaum mit einem Umschwung zu rechnen. Trotzdem warnte Bürgermeister Niemann kürzlich davor, sich angesichts hoher Umfragewerte „ins Schlafwagenabteil zu setzen“. NATALIE WIESMANN