: Arbeitslose in den Kindergarten
Das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche im Rheinland wehrt sich gegen die Hartz IV-Pläne, Langzeitarbeitslose zukünftig in der Kinderbetreuung einzusetzen: „Das wäre der Untergang“
VON ULLA JASPER
In die Diskussion um die Hartz-Reformen schalten sich nun auch die Träger der Kindertageseinrichtungen ein. Das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche Rheinland, Träger von mehr als 880 Tageseinrichtungen für Kinder im Rheinland und westlichen Ruhrgebiet, befürchtet eine „Deprofessionalisierung der Erziehungsarbeit“, wenn die Kommunen ihre Ankündigungen wahr machen und hunderttausende Ein-Euro-Jobs in der Sozialarbeit schaffen.
Langzeitarbeitslose könnten zur Hand gehen, sie könnten Hilfestellung leisten, sie könnten das tun, wozu bisher entweder nie Zeit oder Geld vorhanden war. „Sie können aber – ohne Ausbildung, Schulung oder Qualifizierung – ganz sicher keine qualifizierte Tätigkeit ausüben“, so Gabi Brosda, Geschäftsführerin des Rheinischen Verbands Evangelischer Tageseinrichtungen. „Wir müssen uns dagegen wehren, dass der Gesetzgeber, wie in Bremen gerade geschehen, staatliche Zuschüsse für die qualifizierte Kinderbetreuung kürzt und den Trägern vorschreibt, Langzeitarbeitslose als Ersatz einzustellen“, fordert sie.
Seit der Pisa-Studie und den Bildungsvereinbarungen zwischen den Trägern der Einrichtungen und dem Land hätten die Tageseinrichtungen einen immer stärkeren Bildungsschwerpunkt bekommen, erklärt Brosda. Die Arbeit mit Kindern verlange deshalb mehr denn je eine ständige, kompetente Aus- und Weiterbildung der Betreuer: „Nicht jede, nicht jeder Arbeitslose kann so ohne Weiteres in einer Tageseinrichtung für Kinder arbeiten, weil ganz einfach die beruflichen Voraussetzungen und Qualifikationen fehlen.“
Schon heute litten die Einrichtungen unter dem Widerspruch der Politik, einerseits immer höhere Bildungsanforderungen an die Einrichtungen zu stellen, andererseits aber die Mittel und Zuschüsse immer weiter zu kürzen, kritisiert auch Sabine Howaldt, Leiterin der Evangelischen Kindertageseinrichtung in Essen-Altendorf: „In den letzten fünf, sechs Jahren hat der Gesetzgeber laufend neue Programme und Konzepte verabschiedet, die aber nie konkret entwickelt und ausgearbeitet waren. Diese Arbeit müssen wir jetzt selbst übernehmen.“
Der Arbeitskreis Fachberatung für Kindertageseinrichtungen der Diakonie hat deshalb jetzt ein Qualitätshandbuch entwickelt, das die Grundlage für die Arbeit in der Kinderbetreuung darstellen soll. Es beschreibt nicht nur Kriterien für die Qualität in der Arbeit mit Kindern, sondern soll auch helfen, Kräfte zu bündeln, um die Interessen der Kinder sowie der Einrichtungen gegen finanzielle und politische Zwänge durchzusetzen, erhofft sich der Arbeitskreis.
Angesichts zu befürchtender weiterer Einsparungen und der Hartz-Gesetze macht sich jedoch auch unter den SozialarbeiterInnen Resignation breit. Wenn die Zuschüsse noch weiter gekürzt und die anfallende Arbeit dann von unqualifizierten Langzeitarbeitslosen übernommen werden würde, „wäre das der Untergang“, so Brosda. Da hilft dann auch kein Qualitätshandbuch mehr.