: Zwergenstaat schrumpft
Senat erklärt die Folgen des Bevölkerungsrückganges für die Stadtplanung – ist dabei aber deutlich optimistischer als die Prognosen der Wohnungswirtschaft
Bremen taz ■ Die Einwohnerzahlen im Lande Bremen wachsen nicht, sondern schrumpfen - nach den offiziellen Zahlen der Globalplanung bis zum Jahre 2020 um 14.200. Während in der Stadt Bremen die Einwohnerzahlen nach heutiger Prognose einigermaßen stabil bleiben, werden sie in Bremerhaven drastisch fallen: von derzeit 119.100 auf 102.700 Einwohner. Weil das Folgen für die Stadtplanung und die Wohnungswirtschaft hat, haben die Grünen den Senat nach seinen Schlussfolgerungen gefragt. Gestern segnete der die Antwort des Bauressorts ab.
Als vor Jahren die Effekte der Sanierungsinvestitionen für das Bundesland Bremen ausgerechnet wurden, da regierte das Prinzip Hoffnung: 50.000 neue Arbeitsplätze sollten entstehen, dadurch 60.000 neue Einwohner gewonnen werden, die im Länderfinanzausgleich zu Buche schlagen würden. Neue Wohnungsbau-Gebiete wurden ausgewiesen. Der Hintergedanke: Einwohner gewinnen ist das einzige wirksame Mittel, um die bremische Finanzlage zu verbessern: Alle anderen steuerlichen Einnahme-Zuwächse führen zu einer Minderung der Ansprüche aus dem Länderfinanzausgleich: Nur mit mehr Einwohnern ist richtig Kasse zu machen im System des Länderfinanzausgleichs.
Um so bitterer die harten Zahlen. Obwohl Bremen die Sanierungshilfen nicht zum Schuldenabbau benutzt hat, sondern investierte, steigen die Bevölkerungszahlen nicht. Seit einiger Zeit wird daher als Erfolg ausgegeben, dass die Zahl der Einwohner nicht weiter sinkt wie vorher. Wichtig für die Stadtplanung ist nicht nur die Botschaft der Stagnation, sondern auch ein Ergebnis detaillierterer Betrachtung: Besonders drastisch sinkt die Zahl der Kinder und Jugendlichen unter 15 Jahren, nämlich um fast zehn Prozent. Die Zahl der über 65-Jährigen steigt derweil um 17 Prozent.
Ob die Bremer Bevölkerungszahl stagniert oder fällt, hängt dabei von der Prognose der Zuwanderung ab. Für die innerdeutsche Wanderungsbewegung ist das Angebot der Arbeitsplätze entscheidend, für die internationale Zuwanderung eher das Asyl- oder Einwanderungsrecht.
Der Verband der Wohnungswirtschaft hatte vor Monaten eine Prognose für das Jahr 2015 vorgelegt, die für Bremen nur noch 521.000 Einwohner annimmt und für Bremerhaven 100.000. Der Senat rechnet in seiner offiziellen Prognose noch 2020 mit 545.000 Einwohnern in Bremen und 10.700 Einwohnern in Bremerhaven. Auf die Frage, wie der Senat zu seiner deutlich optimistischeren Prognose kommt, heißt es, auch die Gewos-Studie habe eine „optimistische Variante“ enthalten, in der das Absinken der Bevölkerungszahl für 2015 dem entspricht, was der Senat für 2020 prognostiziert.“ Voraussetzung dieser Varianten sei die positive Einschätzung der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt, denn nur das Angebot der Arbeitsplätze würde zu „erhöhter Zuwanderung“ führen. Die Reaktion der Wohnungswirtschaft auf die Prognosen sind in der Statistik der errichteten Neubau-Wohnungen abzulesen: Im Jahren 2003 wurden genau halb so viele Gebäude fertig gestellt wie 1999 kawe