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Archiv-Artikel

Bergung unmöglich

Regen erschwert Räumungsarbeiten in der Ruine des Kölner Stadtarchivs. Vermisste ohne Überlebenschance

KÖLN taz ■ Dauerregen erschwert die Räumungsarbeiten an der Einsturzstelle des Historischen Archivs im Kölner Severinsviertel erheblich. Durch die heftigen Regenfälle ist der Untergrund am Unglücksort erneut in Bewegung gekommen. „Das Wetter ist nicht auf unserer Seite“, sagte Feuerwehrsprecher Daniel Leupold. Die Stimmung sei gedrückt. Bis Redaktionsschluss konnten die Rettungskräfte sich immer noch nicht bis dorthin vorarbeiten, wo zwei seit Dienstag vermisste Männer verschüttet sein könnten. Sie räumen dem 17 Jahre alten Bäckerlehrling Kevin K. und dem 23-jährigen Designstudenten Khalil G. keine Überlebenschancen mehr ein.

Äußerst schwierig gestaltet sich auch die Bergung der bisher im Stadtarchiv gelagerten historischen Dokumente aus mehr als 1.000 Jahren kölnischer und rheinischer Geschichte. „90 Prozent dessen, was an Archivalien eingelagert war, liegt unter dem Trümmerberg oder ist im Erdkegel verschwunden“, sagte Kulturdezernent Georg Quander. Wie viele davon noch gerettet werden können, sei völlig unklar. Immer mehr Archivalien drohten dem permanenten Regen und dem steigenden Grundwasserspiegel zum Opfer zu fallen. Es handele sich um den wohl „größten Schaden an Archivgut seit dem Zweiten Weltkrieg“, sagte Quander.

Unterdessen haben die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) Versäumnisse beim Bau der Nord-Süd-Stadtbahn vor dem Einsturz des Stadtarchivs und zweier benachbarter Häuser bestritten. „Wir haben alle Untersuchungen durchgeführt, die die Regeln der Technik erfordern“, sagte der KVB-Projektleiter für den U-Bahn-Bau, Rolf Papst. Der Einsturz habe sich schlichtweg nicht angekündigt. PASCAL BEUCKER