Energiesparhaus für Cäsar

Römer bevorzugten Tourismus-Ruhetempel mit Blick auf den Rhein. Archäologen finden antike Raststätte in Neuss

Eine antike Raststätte an der römischen Fernstraße von Xanten nach Köln haben Archäologen jetzt in Neuss entdeckt. „Bisher ist etwa die Hälfte der massiven Fundamente des Gebäudes frei gelegt worden, das aus dem 3. Jahrhundert stammt“, bestätigte die Stadt-Archäologin Sabine Sauer.

Da das etwa 400 Quadratmeter große rechteckige Gebäude auf stabilen Schieferplatten als Fundament und Tuff-Quadern aus der Eifel gemauert war, scheide eine private Nutzung des teuer zu errichtenden Gebäudes aus, erklärte die Wissenschaftlerin. Auch ein Verwaltungsgebäude habe es in der zivilen dörflichen Siedlung (vicus) nahe des Neusser Legionslagers nicht gegeben. Den Komfort der Raststätte, die unter dem heutigen Neusser Busbahnhof gefunden worden ist, zeigen auch die Nebengebäude mit Heizung und Sanitärbereich. In der holzarmen Epoche des dritten Jahrhunderts ist die Heizanlage technisch bewusst „eher wie ein Energiesparhaus modernster Ausführung“ gebaut worden, so Sauer.

Die Stürme der Zeit und Franken-Überfälle haben dem stabilen Gebäude nichts anhaben können, bis es irgendwann in der Spätantike friedlich zusammengebröselt ist. Das haben die Ausgräber bereits herausgefunden. Zahlreiche Scherbenfunde aus dem 9. Jahrhundert seien der Beweis, dass die Ruine im Früh-Mittelater als Steinbruch genutzt worden ist. Die römischen Baumaterialien waren dann für eine frühe Version des stolzen Quirinus-Münsters in der rheinischen Stadt neu verwandt worden.

Reizvoll war die Lage der Raststätte direkt am Hang des Rheinufers mit Blick auf den Strom. So sei der komfortable Rastplatz wohl nicht nur von den Reisenden auf der Überland-Straße längs des Rheins, sondern auch von Händlern, Beamten und Schiffern auf dem Strom genutzt worden, vermutet die Stadt-Archäologin. dpa/PEL