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Archiv-Artikel

Runder Tisch für BVG gefordert

CDU will BVG an Wettbewerb gewöhnen. Trotz Lohnkürzung keine Fahrpreissenkung

Einen Tag nach der Dienstversammlung der BVG, auf der Unternehmenschef Andreas Graf von Arnim unter anderem Lohnkürzungen von bis zu 30 Prozent ankündigte, fordert die CDU-Fraktion einen „Runden Tisch BVG“. Daran sollten Vorstand, Personalvertretung, Kundenvertreter und Politik teilnehmen, um gemeinsam die Zukunft für die landeseigenen Verkehrsbetriebe zu sichern, sagten gestern die Wirtschafts- und Verkehrsexperten der Fraktion, Kai Wegner und Alexander Kaczmarek. Die BVG müsse sich schrittweise an den „unausweichlichen Wettbewerb“ gewöhnen.

Die FDP forderte hingegen die Zerschlagung des landeseigenen Nahverkehrsunternehmens. Der rot-rote Senat müsse die BVG in „völlig unabhängige, privatrechtlich strukturierte Teilgesellschaften“ auflösen, so der FDP-Verkehrsexperte Klaus-Peter von Lüdecke. Diese sollten anschließend verkauft werden, nur eine Infrastrukturgesellschaft solle beim Land verbleiben.

Die BVG plant, sich unter dem neuen Namen Berliner Verkehrsgruppe neu zu strukturieren. In der Gruppe sollen ab 2007 insgesamt rund 9.500 Mitarbeiter beschäftigt sein, heute hat der BVG-Kernbetrieb rund 12.500 Mitarbeiter. 1991 hatte das Unternehmen, das in Ost- und Westberlin jahrzehntelang auch als arbeitsmarktpolitische Versorgungsanstalt diente, noch rund 28.000 Mitarbeiter.

Einen besonderen Aderlass an Stellen soll es in der internen Verwaltung geben. Statt 1.300 sollen nur noch etwa 500 bis 600 Mitarbeiter die BVG verwalten. „Alle Bereiche der BVG-Gruppe müssen wettbewerbsfähig sein“, so Unternehmenschef von Arnim auf der Dienstversammlung am Mittwoch. Dies gelte auch für alle internen Dienstleistungsfunktionen, etwa EDV, für das Gebäudemanagement oder die Lohnabrechnung.

Die Hoffnungen so mancher BVG-Kunden, von Lohnkürzungen und Stellenabbau durch verringerte Fahrpreise zu profitieren, dürften sich allerdings zerschlagen. „Das wäre der zweite Schritt vor dem ersten“, hieß es in der Verkehrsverwaltung. Im Moment gehe es um Schuldenabbau und Kostendeckung. Erst wenn das Unternehmen Gewinne einführe, wäre Geld zum Umverteilen für die Fahrgäste da. RICHARD ROTHER