Adam Opel AG spart an Geld und Worten

Die Opel AG hat ein umfangreiches Sparprogramm aufgelegt. Die Beschäftigten sollen länger arbeiten und auf Einkommen verzichten. Der Betriebsrat fordert Bestandsgarantien für die Standorte und Arbeitsplätze.

BOCHUM taz ■ Je lauter intern gestritten wird, desto leiser gibt man sich nach außen. Einen Tag, nachdem der Vorstand der Opel AG dem Betriebsrat sein Sparkonzept mit harten Einschnitten für die 32.000 Mitarbeiter des Unternehmens vorgestellt hat, schweigen sich Firmenleitung und Arbeitnehmervertreter über den Stand der Gespräche aus.

Dietmar Hahn, der Betriebsratsvorsitzende von Opel Bochum, informierte die 9.500 Beschäftigten am Standort gestern in einer Nachtsitzung über den Forderungskatalog der Geschäftsleitung. Nach außen drang nur eine knappe Pressemitteilung des Gesamtbetriebsrats: Man werde um einen „Zukunftsvertrag“ mit Jobgarantien bis zum Jahr 2010, Entwicklungszusagen für die einzelnen Opel-Werke und die Sicherung der bestehenden Tarifverträge kämpfen, heißt es. Zu den Sparplänen des Vorstands – kein Wort.

Konkrete Zahlen veröffentlichen lediglich die Beschäftigten in Internetforen: Dort ist von einem geforderten Verzicht auf 2 Prozent der Lohnerhöhung, einer Erhöhung der Arbeitszeit von 35 auf 38 Stunden pro Woche sowie einem Wegfallen von Nacht- und Wochenendzulage die Rede. Klar ist: Opel will die Produktionskosten im Werk Bochum, wo der neue Astra-Caravan produziert wird, um rund zehn Prozent senken. Arbeitsplatzgarantien, wie sie der Konkurrent Daimler seinen Beschäftigten angeboten hatte, lehnt Opel-Vorstandschef Hans Demant bislang ab.

„Opel geht in seinen Forderungen wesentlich weiter als Daimler. Da gilt nur: Abrasieren, abrasieren, abrasieren“, kommentiert Ludger Hinse, der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Bochum, die Sparpläne des Autobauers. Die IG Metall, die an den bisherigen Gesprächen noch nicht beteiligt ist, kündigt für die anstehenden Gespräche über Kürzungen und Arbeitszeitverlängerungen einen harten Kurs an: „Bislang gibt Opel Null. Also werden wir auch keine Einbußen hinnehmen“, sagt Hinse. Die Erfolgsaussichten beurteilt er trotzdem skeptisch: „Wenn wir das Modell Daimler auf Opel übertragen könnten, wäre das schon ein sehr großer Erfolg.“

Zentraler Punkt in den Verhandlungen muss nach der Auffassung Hinses klare Bekenntnisse zum Standort Bochum sein, auch über den Stichtag 2010 hinaus. „Wir wollen in Bochum das Nachfolgemodell für den Astra Caravan und klare Stückzahlen für die Produktion“, sagt der Gewerkschafter. Für die kommenden Jahre sei der Standort ohnehin gesichert: Das Werk in Bochum sei das profitabelste im gesamten Unternehmen, zudem habe man mit dem Astra das attraktivste Modell. Immerhin: In Bochum laufen die Bänder, während im Stammwerk in Rüsselsheim seit Monaten Kurzarbeit gilt, weil die Produktion des Zafiras ins polnische Gliwice ausgelagert wurde.

Dennoch: Die Verhandlungsposition für die Arbeitnehmer bei der General Motors-Tochter ist schwierig: „Der amerikanische Kapitalismus schlägt bei Opel voll durch“, sagt Hinse. Und General Motors-Europa-Chef Carl Peter Forster hatte bereits vor einem Monat in einem Zeitungsinterview wenig Kompromissbereitschaft signalisiert: „Wenn es keinen wirtschaftlichen Aufschwung gibt, müssen wir noch einmal aggressiv an Kosten und Löhne ran,“ sagte er. In Bochum jedenfalls werden die Beschäftigten ungeduldig: Wenn sich die Betriebsräte weiter weigern würden, Protestaktionen zu starten, werde man alleine beginnen, kündigen Arbeiter via Internet an. KLAUS JANSEN