: Wütender Protest und Entgegenkommen
Kabel Deutschland wehrt sich mit Doppelstrategie gegen die Abmahnung des Kartellamts. „Kabel im Hintertreffen“
BERLIN taz ■ Im Konflikt mit dem Bundeskartellamt um die künftige Struktur des Kabelfernsehnetzes setzt Kabel Deutschland (KDG) auf eine Doppelstrategie. KDG-Chef Roland Steindorf fand gestern beim Berliner Medienforum markige Worte für die 237-seitige Abmahnung der Behörde, die zahlreiche „Unwahrheiten“ enthalte. Er signalisierte in Einzelfragen aber auch konkretes Entgegenkommen.
Das Kartellamt hatte am Montag mitgeteilt, beim gegenwärtigen Stand den Zusammenschluss der in 13 Bundesländern aktiven KDG mit den drei verbleibenden regionalen Kabelnetzbetreibern Ish (NRW), Iesy (Hessen) und Kabel Baden-Württemberg zu untersagen, da so die „marktbeherrschenden Stellung von KDG“ bis hin zum Monopol verstärkt würde.
„Die Abmahnung war derart negativ“, sagte Steindorf, „der harte Ton“ habe ihn „schon erschreckt“. Der KDG-Chef wirft dem Kartellamt vor, bei seinen Bewertungen allein den Kabelmarkt als Grundlage heranzuziehen. Doch gerade bei der Fernsehdistribution und auch beim Internet gebe es harte Konkurrenz: „Unsere Wettbewerber sind das Telefonnetz der deutschen Telekom, die TV-Satelliten und das terrestrische Digitalfernsehen DVB-T“, sagte Steindorf. Das Kabel sei gegen diese jetzt schon im Hintertreffen, habe aber „eine Chance, wenn es wieder zusammengeführt wird“.
Um hierfür die Zustimmung der Wettbewerbshüter zu bekommen, werde KDG bei Fragen der Einspeisung von TV-Programmen und beim Ausbau des High-Speed-Internets nachbessern. „Ich warne aber vor zu viel Begeisterung: Wir werden unsere Wirtschaftlichkeit keinesfalls gefährden“, sagte Steindorf. Die endgültige Entscheidung fällt Anfang Oktober.
Vorwürfe des Kartellamts, es gebe zudem Konkurrenzabsprachen zwischen KDG und Telekom, seien „völlig aus der Luft gegriffen“, so Steindorf. Es bestünden lediglich so genannte Service Letter Agreements, da KDG Kabelschächte, Verstärkeranlagen und Strom der Telekom mitnutze.
Steindorf widersprach auch Behauptungen, KDG habe seine Kabelnetze zum Dumpingpreis von der Telekom übernommen. Vielmehr habe es wenig andere Bewerber gegeben. Daher sei die von US-Investoren finanzierte Firma zum Zuge gekommen.
Damit liegt KDG im Trend. „Wer investiert in Deutschlands Medienzukunft?“ lautetet eine der Fragen beim Medienforum. Die Antwort saß auf dem Podium: Vertreten waren Sat.1 sowie die ProSiebenSat.1 AG (Haim Saban, USA), Universal Studios Networks (NBC/General Electric, USA), MTV Networks, die im Juli die Viva AG geschluckt haben (Viacom/USA) – und immerhin ein deutsches Unternehmen: die mehrheitlich zum Bertelsmann-Konzern gehörende RTL-Group. Er warne vor Forderungen wie „Deutsche Medien den Deutschen“, sagte ProSiebenSat.1-Vorstand Hubertus Meyer-Burckhardt, schließlich seien auch deutsche Medienkonzerne sehr erfolgreich im Ausland aktiv. Ihm gehe es vielmehr darum, Synergieeffekte im deutschen Markt zu nutzen. Wie zum Beispiel zwischen der ProSiebenSat.1 AG und ihrem nach Haim Saban wichtigsten Mitgesellschafter, der Axel Springer AG: Gestern wurde bestätigt, dass Bild-Unterhaltungskolumnistin Christiane Hoffmann künftig als Moderatorin beim Sat.1-Boulevardmagazin „Blitz“ aushelfen wird. STEFFEN GRIMBERG