: Nicht alles schlecht, aber alles besser
Die Möchtegern-Bürgermeister Thomas Mirow und Mathias Petersen treten in Harburg erstmals vor die SPD-Basis. Jeder glaubt, der Richtige zu sein, um der Partei zurückzubringen, was ihr gebühre: Die Regierungsmacht in Hamburg
von SVEN-MICHAEL VEIT
Und dann gab es ihn doch, den Handschlag. Der eine war gerade eingetroffen, der andere wollte bereits wieder gehen. Da begegneten Thomas Mirow und Mathias Petersen einander im Festsaal des Schützenhofes in Marmstorf, und wären nicht die Kameras so zahlreich zugegen gewesen, wäre der Kontakt vielleicht weniger freundlich ausgefallen.
So aber reichte es für ein paar Sekunden Händeschütteln unter Genossen und ein professionelles Lächeln der beiden Sozialdemokraten, die ihre Partei an die Macht im Rathaus zurückführen wollen. Jeder der beiden will Spitzenkandidat der SPD und Herausforderer von Titelverteidiger Ole von Beust (CDU) werden, einer der beiden wird es nicht schaffen. Auf Tournee an die Basis schickte der Parteivorstand alle beide, und die fühlt sich deshalb wichtig, wichtiger zumindest, als es in Hamburgs SPD lange üblich war.
Auch in Harburg am Freitagabend, wo die Bewerbungstour vor knapp 100 süderelbischen GenossInnen begann. Etwa eine Viertelstunde lang begründete jeder der beiden seine Ambitionen, genauso lange dauerte das anschließende Frage- und Antwortspiel. Und wenn aus der Länge und Intensität des Beifalls, der beiden Kandidaten gezollt wurde, ein Schluss gezogen werden kann, dann dieser: Petersen, der Außenseiter, holt auf.
Als „neues personelles Angebot“ präsentiert sich der Arzt und Abgeordnete aus Altona, als einer, dem Fehler früherer Senate nicht anzulasten seien, als einer, der „den Neuanfang“ der SPD glaubwürdig verkörpere, als einer, der wisse, was „die Menschen“ denken und wollen.
Von Gesprächen mit Patienten in seiner Praxis berichtet er, von Menschen, die lange SPD, vor zwei Jahren aber Schill gewählt hätten. Glaubwürdigkeit verlangten diese, erzählt der 48-Jährige, sie wollten ernst genommen werden, wieder Vertrauen „zu uns“ wollten sie haben können. Gerade bei den Sozialreformen, die in Berlin geplant werden, und an denen er, der Mediziner, ganz viel zu verbessern sehe.
Das Gesundheitswesen, der Landesbetrieb Krankenhäuser (LBK) zumal, dürfe nicht privatisiert werden, ebenso wenig die Wasserwerke oder die Saga. „Lebenswichtig“ sei das für die Menschen, dass all dies in öffentlicher Verantwortung bleibe, lediglich „Bürgeraktien“ unters Volks zu streuen, kann Petersen sich vorstellen. Worte, die bei der Harburger Basis ankommen.
Mirow ist es, der den Staatsmann hervorhebt, auch wenn er ausnahmsweise mal keine Krawatte trägt. Verkäufe von Minderheitsanteilen am LBK oder auch an der HHLA mag er nicht ausschließen, solange „die Stadt am Drücker bleibt“. Das sage er ganz offen, denn er will den eigenen GenossInnen und den WählerInnen „nur sagen, was wirklich machbar ist“. Die Menschen wollten „keine leeren Versprechungen“, sie wollten „die Alternative“ zum Rechtssenat wissen.
Von seiner Zeit in der Regierung spricht der 50-Jährige zur Basis und darüber, was er damals für Harburg alles geleistet habe als Stadtentwicklungs- und als Wirtschaftssenator. Und davon, dass sich niemand „den Stolz auf das Geleistete nehmen lassen“ dürfe. Fehler habe es gegeben, ja, und die seien zu benennen. Aber die SPD müsse sich „davor hüten, unsere Vergangenheit schlecht zu reden“.
Selbstbewusst, so wie er selbst, müsse die Partei auf die Menschen zugehen, mahnt Mirow die GenossInnen, der „Neuanfang“, den diese wollten, müsse glaubhaft sein, wenn er Erfolg versprechend sein solle. Die jetzige Koalition müsse unter Druck gesetzt werden, „sie müssen spüren, dass wir ihnen im Nacken sitzen“.
Auch das sind Worte, welche die Basis in Harburg gerne vernimmt.