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Archiv-Artikel

Im Container berühmt sein

Tanz sowie Licht- und Klanginstallationen im Würfelformat präsentiert „glamour“ diese Woche auf dem Spielbudenplatz

Andy Warhol forderte für jeden Menschen 15 Minuten Berühmtheit. Die PerformerInnen in „glamour“ erhalten zwar pro Auftritt nur zehn Minuten, dafür aber einen ganzen Glascontainer für sich. 15 dieser Würfel bauen die Veranstalter von der Tanzinitiative Hamburg diese Woche auf dem Spielbudenplatz auf, direkt vor dem Operettenhaus. „Die Container fungieren als Bühnenfenster, in denen unterschiedliche Tanzstücke nebeneinander in einem dramaturgisch aufeinander abgestimmten und zeitlich festgelegten Rahmen aufgeführt werden“, erläutert die Mitorganisatorin Irmela Kästner.

Die Guckkastenansammlung tauchen die Veranstalter in unterschiedliche Lichter. „Weißes Licht erhellt immer denjenigen Container, in dem gerade getanzt wird“, so Kästner. In Chris Harings „Fremdkörper“-Performance stehen sich beispielsweise zwei Personen im Lichtkreis gegenüber und verrenken ihre Körper zu skurrilen Gebilden. Die Wiener Kulturphilosophin Katherina Zakravsky hält in vorwiegend liegender Position ihren Vortrag über das Faun-Motiv und die Ballettikone Waslaw Nijinski. Eva Meyer-Keller aus Berlin drapiert sich auf vier warholschen Suppendosen, die sie unter ihrem Körper hin- und herschiebt. Miss Vep verspricht, nicht nur zu tanzen, sondern auch zu singen.

Insgesamt soll das Programm zwei Stunden dauern. Inklusive Vorlauf, wenn die PerformerInnen mit Kränen in ihre Container gehievt werden. „Die in der obersten Reihe müssen schwindelfrei sein, immerhin stehen sie in etwa fünf Metern Höhe“, erklärt Irmela Kästner. Für das Publikum stehen bunt bemalte Stühle bereit, zusammengesammelt von Dachböden und ausgedienten Küchenensembles. Für den Regenfall verkaufen die Veranstalter Schirme mit „glamour“-Schriftzug.

Der Veranstaltungstitel steht für die performative Auseinandersetzung mit den medial aufgeblasenen Starinszenierungen á la Big-Brother-Container. „Der Standort Reeperbahn bietet sich an. „Hier passiert sehr viel: Theater, Clubs, Peepshows“, so Kästner. „Mit glamour will die Tanzinitiative ein Zeichen setzen für die zukünftige anspruchsvolle kulturelle Nutzung des neu zu gestaltenden Raums.“ Die Containerinstallation ist die Fortsetzung der „urbanen Rituale“. Diese Reihe hat die Tanzinitiative im vergangenen Jahr mit ihrer Show im Millerntorstadion begonnen. Die „urbanen rituale“ wollen einerseits die Tanzkunst jenseits des Populartanzes aus ihren Nischen in die Öffentlichkeit tragen, andererseits aber auch die Vernetzung von populären Tänzen wie Tango Argentino und HipHop mit der freien Szene. Deshalb laden die Veranstalter am kommenden Sonntagnachmittag zum „glamour“-Tanztee ein. Dort sollen Profis und HobbytänzerInnen aus allen Szenen auf dem Outdoorparkett des Spielbudenplatzes ihr Tanzbein schwingen. KATRIN JÄGER

1.-5.9., 20:30 Uhr, im Tanzcontainer auf dem Spielbudenplatz, Tanztee am 5.9. ab 15:00 Uhr