Nur die Röhre klingt besser

Ich bekenne: Der „iPod“ von Apple kann alles, was ein PC auch kann – aber mein Röhrenradio wird er nie toppen

Ich bereue. Gut dreißig Leserbriefe – die Zahl ist olympiareif – haben mich eines Besseren belehrt. Der „iPod“ von Apple ist ein feines Gerät, auch nicht viel teurer als andere feine Geräte, und vor allem kann er MP3-Dateien abspielen, nicht nur die Stücke, die man im „iTunes Music Shop“ herunterladen kann. Alles vollkommen richtig.

Genau genommen habe ich gar nie behauptet, der „iPod“ könne weder MP3-Daten noch andere Musikformate abspielen außer dem Advanced Audio Coding (AAC), das Apple benutzt. Das schien mir eine allseits bekannte, daher nicht eigens erwähnenswerte Tatsache zu sein. Aber meine Leser haben letzte Woche an dieser Stelle eben diese Information vermisst. Ich bekenne mich der fahrlässigen Unterlassung schuldig, und hoffe auf eine milde Strafe.

Manche Leser empfehlen mir, einen iPod anzuschaffen. Aber das empfinde ich als zu hart. Ich brauche kein Gerät, das alle möglichen Formate abspielen kann. Vor etwa acht Jahren habe ich zum ersten Mal mein uraltes Notebook an meine Stereoanlage angeschlossen. Sehr schön, aber unpraktisch wegen der langen Kabel. Deshalb habe ich ein Röhrenradio von Saba erworben (Baujahr 1964), das ich an meinen zweiten PC (Baujahr 1996) angeschlossen habe. Es ist ziemlich egal, ob der Input in MP3, AAC, oder Vorbis komprimiert oder ein roher Bitstrom ist, der Klang des Saba übertrifft alles, was es an 5-Kanal-Surround-Anlagen zu kaufen gibt. Dafür brenne ich manchmal ein paar Stücke aus der Online-Ernte auf CD. Das klingt dann fast so gut wie das Original – wenn auch lange nicht so wie analoge Langspielplatten.

Gerechter empfände ich ein Zwangsabonnement beim „iTunes Music Shop“. Dafür könnte die Anschaffung eines iPod als Milderung der Strafe durchgehen, weil ich mich dann mit dem „Fair Play“ genannten Kopierschutzsystem von Apple nicht weiter beschäftigen müsste. Auf dem PC allein wäre die Rechtslage schwierig. Ich dürfte zwar Brennen, aber nicht Tauschen. Auch ich musste erst einmal lernen, den CD-Brenner und die Tauschnetzsoftware zu bedienen, für den iPod reichten ein paar Mausklicks und Knöpfe.

Dennoch empfände ich selbst dies als Buße. Das liegt an der materiellen Aufnahmekapazität dieses postmateriellen Geräts. Ein Leser hat seine sämtlichen CDs darauf abgespeichert, und trägt sie nun ständig mit sich herum. Das empfände ich als schwere Last. Für meine Walkmanbedürfnisse habe ich mal bei eBay einen Minidisc-Player ersteigert. Nutzt AAC , klingt umsonst und ziemlich gut, finde ich – aber er ist eben kein iPod!NIKLAUS HABLÜTZEL