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Archiv-Artikel

Sorge eint Papst und Gaddafi

Acht Entführte kommen im Irak frei, doch Schicksal der französischen Reporter bleibt ungewiss: Papst und Libyens Revolutionsführer appellieren an „Islamische Armee“

BERLIN dpa/afp/ap ■ Irakische Entführer haben gestern acht ausländische Geiseln freigelassen. Das Schicksal der beiden entführten französischen Journalisten Georges Malbrunot und Christian Chesnot blieb dagegen weiter ungewiss. Die „Islamische Armee“ hatte das Ultimatum an die französische Regierung bis gestern 21 Uhr verlängert.

Frei kamen sieben Mitarbeiter einer Transportfirma aus Kuwait. Die drei Inder, drei Kenianer und ein Ägypter waren vor sechs Wochen von der „Islamischen Geheimarmee – Träger der schwarzen Banner“ verschleppt worden. Die Firma KGL erklärte, sie werde auf die Forderung der Kidnapper eingehen und das Land verlassen. Die „Abdelkader-al-Gilani-Brigade“ ließ laut al-Arabia einen türkischen Fahrer frei, der am 7. August entführt worden war.

Indes führten die Bemühungen um die Freilassung der Journalisten zu einer beispiellosen Solidaritätswelle. Der Papst und Libyens Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi appellierten ebenso wie geistliche Führer des Islam an die „Islamische Armee“, die Geiselnahme von Christian Chesnot und Georges Malbrunot unblutig zu beenden. Frankreichs Außenminister Michel Barnier warb gestern in Katar um Unterstützung für die Freilassung. Die Kidnapper drohen, die Geiseln zu töten, sollte Frankreich das Kopftuchverbot an staatlichen Schulen nicht aufheben, das heute in Kraft tritt.

Das irakische Übergangsparlament trat gestern in Bagdad zur ersten Sitzung zusammen. Bei einem Mörserangriff in der Nähe des Parlamentsgebäudes wurde laut al-Arabia ein Iraker verletzt. Die Sitzung sei ein großer Schritt zur Stärkung der Demokratie im Irak, sagte Alterspräsident Mohammed Bahr al-Ulum. Es gelte, die für Januar geplanten Wahlen vorzubereiten und die Arbeit der Regierung zu kontrollieren. Mitte August hatte eine Nationalkonferenz 81 Mitglieder des Übergangsparlaments gewählt. 19 Angehörige des aufgelösten Regierungsrats erhielten automatisch einen Sitz.

Südlich von Bagdad ist gestern der Konvoi des Politikers Ahmed al-Chalabi beschossen worden. Zwei Begleiter wurden verletzt. Der wegen seiner einstigen Nähe zu den US-Besatzern und Betrugsvorwürfen umstrittene Chalabi entkam unverletzt.