: Arbeiter kämpft erfolgreich gegen Kündigung
Engagierter IG-Metaller gewinnt Klage gegen seine betriebsbedingte Kündigung. Er vermutet hinter dem versuchten Rauswurf politische Gründe. Unklar ist, warum der Betriebsrat der Troisdorfer Firma der Entlassung nicht widersprach
KÖLN taz ■ Mit Schulterklopfen wurde Reiner Dworschak gestern von seinen Arbeitskollegen empfangen. Der Arbeiter hatte erfolgreich vor dem Arbeitsgericht Siegburg gegen seine betriebsbedingte Kündigung geklagt. Schon im März dieses Jahres hatte er einen anderen Kündigungsprozess gegen die Troisdorfer Mannstaedt GmbH & Co KG gewonnen. „Arbeitsfehler“ hatte ihm der Spezialprofilhersteller da vorgeworfen. Zurücknehmen musste die Firma auch einige Abmahnungen, eine davon hatte sie wegen „Aufhetzen und Störung des Betriebsfriedens“ erteilt. Dworschak vermutet hinter dem jüngsten Kündigungsversuch politische Gründe.
Zehn Jahre lang war er ein „engagierter“ Vertrauensmann, loben ihn ein Betriebsrat und Michael Lessmann, Geschäftsführer der IG Metall in Siegburg. Besonders bei der Einführung eines neuen Schichtsystems habe er sich für die Interessen seiner Kollegen eingesetzt.
Als infolge einer Betriebsumstrukturierung 65 Arbeiter entlassen werden sollten, stellte die Geschäftsführung eine Namensliste auf, geordnet nach sozialen Kriterien wie Zahl der abhängigen Familienangehörigen, Alter und Betriebszugehörigkeit. Das Gericht stellte hier nun „grobe Fehlerhaftigkeit“ fest. So sei in einem Fall die Zusatzausbildung eines Arbeiters als Argument gegen eine Kündigung herangezogen worden, ohne dies aber ausreichend zu begründen.
Unklar bleibt die Rolle des Betriebsrates. Er hätte der Liste widersprechen können, was offensichtlich nicht geschehen ist. Auf Nachfrage der taz sagte einer der drei freigestellten Betriebsräte, der seinen Namen nicht genannt wissen wollte: „Es war eine ganz normale Liste, wie sie in solchen Fällen üblich ist.“ Für die zu entlassenden Kollegen sei mit der Firmenleitung ein Sozialplan vereinbart worden. Geschäftsführer Heinz Deterding wollte den Fall nicht kommentieren.
Dworschak, 50 Jahre alt, seit 16 Jahren im Betrieb, sieht den Versuch, ihm jetzt erneut zu kündigen, als Auswirkung des seit Jahresanfang geltenden neuen Kündigungsschutzgesetzes, das betriebsbedingte Kündigungen erleichtert – wenn sich Geschäftsführung und Betriebsrat einig sind. Er stellt die Kündigungen in einem größeren Rahmen: „Alles läuft auf Niedriglöhne und Leiharbeiter hinaus“, sagt er. „Nach den Kündigungen stellte Mannstaedt 15 billigere Leiharbeiter ein.“ JÜRGEN SCHÖN