: Die große taz-Heimatkunde für vaterlandslose Gesellen
von DR.NICOLAUS FEST und DR. CHRISTOPH FISCHER
1.Deutsches Eck
Am Treffpunkt von Rhein und Mosel ein Bekenntnis zur Einheit: Des deutschen Reiches unter Wilhelm I., ab 1953 des deutschen Volkes.
2.Nürnberg
Leider nur bekannt durch Christkindlmarkt und Leni Riefenstahl. Auch die deutschen Reichsinsignien befinden sich nicht mehr hier. Dennoch: Das Germanische Nationalmuseum ist Hort deutschen Geistes.
3. Erfassungsstelle Salzgitter
Erfaßte das wahre menschliche Antlitz des Sozialismus‘.Große humane Einrichtung, ließ aber Entspannungspolitiker verspannen. Man saß zu gern mit Mördern am Tisch, als dass man es wissen wollte.
4. Hermannsdenkmal
Deutsch, groß, mächtig. Die Botschaft: Deutsche haben auch Mut zum Diskurskonflikt – und das schon 9 nach Christi Geburt. Machtvoller Schritt zur Freiheit, für die man zu sterben bereit war. Nichts für Nischenfreunde.
5. Walhalla
Auf dem Bräuberg bei Donaustauf, nahe am bayrischen Wald. Monument deutscher Größe und Größen. Ein Jungbrunnen für jeden deutschen Patrioten!
6. Hambach
Berühmt durch ein Fest, 1832. Anständige, saubere, gute deutsche Studenten traten für die Freiheit ein, nicht für ihre Abschaffung. Begründeten leider keine Traditon für den SDS.
7. Frankfurt
Stadt des ersten deutschen Parlaments und – früher – Kaiserkrönungen. Bietet heute in Paulskirche und Römer wenig patriotisches Hochgefühl. Behilft sich mit Friedenspreisen und Fußballempfängen. Für echte Deutsche dennoch sehenswert.
8. Oggersheim
Alle guten deutschen Kanzler kamen aus Kleinstädten. In deutscher Idylle tankten sie Kraft, Ruhe, Gelassenheit – nicht möglich in Landeshauptstädten.
9. Rhöndorf
Heimat von Adenauer, dem Vater der Bundesrepublik. Führte den jungen deutschen Staat an die Seite westlicher Demokratien. Machte keine Experimente, außer mit Rosen.
10. Bitburg
Ein großer deutscher Ort erst seit 1985. Ronald Reagan und Helmut Kohl zeigten, dass Vergangenheit vergangen ist. Für die konservative Linke ein Affront. Aber die Karawane zog weiter.
11. Coburg
1868 Gründungsort schlagender Studentenverbindungen. Deren Ziele: Eintreten für Ehre, Freiheit, Freundschaft, Vaterland. Auch Karl Marx und Rezzo Schlauch fanden daran Gefallen.
12. Hardthöhe
Erster Dienstsitz des Bundesministeriums für Verteidigung. Ob auch heute noch ein Zeichen für Westbindung, scheint fraglich. Trotzdem sehenswert: Bewahrte Deutschland vor der Wirklichkeit totalitärer Träume.
13. Friedrichsruh
Ruhestätte eines großen deutschen Staatsmannes. Meister des außenpolitischen Gleichgewichts, blieb in Bündnissen berechenbar. Färbte aber auch nicht seine Haare.
14. Leipzig
Heldenstadt – zweimal gegen Diktatur: 1813 gegen Napoleon, 1989 gegen die SED (PDS). Zugleich Begräbnisstätte vieler Träume westdeutscher Intellektueller.
15. Berlin
Bendlerblock: Hier starben die Helden des 2o. Juli. Von vielen verkannt und verachtet, fast immer aus Unkenntnis. Das Schicksal deutscher Patrioten.
16. Berlin
Ort der Luftbrücke und der berühmtesten Treueschwurs an die Stadt. Westbindung in vier Worten und tätiger Hilfe. Wird aber nicht mehr zurückgezahlt.
17. Helgoland
Von patriotischem Interesse nur wegen der Nationalhymne, die hier entstand. Gute Deutsche kennen nicht nur die dritte Strophe, sehen in ihr aber den schönsten Teil.
18. Herrenchiemsee
Wiege des Grundgesetzes - hier traf sich am 1o. August 1948 der Verfassungskonvent. Zwei Wochen Klausur, dann stand ein großer Wurf, den viele erst nach 1989 lieben lernten.
19. Weimar
Stadt der Dioskuren und der ersten deutschen Republik, keiner überlebte: Die Republik zerstörten die Linken in Rot und Braun, Goethe und Schiller die linken Deutschlehrer.