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Archiv-Artikel

Filmendes Bauhaus

Das Bauhaus ist längst Synonym für die Moderne in Architektur und Design. Aber am Bauhaus wurden auch Filme gedreht. Einige davon sind nächste Woche in der Reihe „Bauhaus & Film“ im Metropolis zu sehen

Vor 90 Jahren gründete Walter Gropius in Weimar das Staatliche Bauhaus und rief alle Künstler, die Bildhauer, Maler und Architekten zurück zum Handwerk: Die Emanzipation der Kunst von der Industrialisierung als Gegenentwurf zum ästhetischen Historismus. „Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau!“, heißt es im Manifest. Bis heute gilt die 1933 nach vierzehn Jahren von den Nazis wieder geschlossene Kunstschule in den Bereichen Architektur, bildende Kunst und Design unbestritten als die Bildungsstätte mit der größten internationalen Resonanz, längst ist der Begriff „Bauhaus“ umgangssprachlich zum Synonym für die Moderne in Architektur und Design im Allgemeinen geworden.

Von Bauhaus-Filmen spricht man bis heute nicht. Die Rolle, die der Film und die entstehende Filmkunst am und für das Bauhaus gespielt haben, sind auch von der umfangreichen Bauhaus-Forschung nur wenig beachtet worden. Dabei hatte Lázló Moholy-Nagy sogar vergeblich versucht, eine „Versuchsstelle für Filmkunst“ am Bauhaus einzurichten, Ende der 20er weltweit eine außergewöhnliche Sache. Und immerhin 13 Meister und Schüler des Bauhauses haben insgesamt Filme hinterlassen. Diesen mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, haben sich im Bauhaus-Jahr die vom Hamburger Thomas Tode kuratierten und in Zusammenarbeit mit der Bauhaus-Universität und dem Kommunalen Kino „mon ami“ organisierten Studientage Bauhaus & Film vorgenommen, die im April in Weimar stattfinden. Ein Teil der in deren Rahmen zu sehenden Filmreihe, die sich mit dem filmenden wie mit dem gefilmten Bauhaus beschäftigt, ist ab Dienstag im Hamburger Metropolis zu sehen.

Gezeigt werden eine Woche lang Filme der Bauhaus-Meister Gropius, László Moholy-Nagy und Oskar Schlemmer, des Bauhaus-Schülers Kurt Kranz sowie einige Porträtfilme aus der Nachkriegszeit, die am „Mythos Bauhaus“ keinen geringen Anteil hatten. Einen Überblick gibt am Dienstag zunächst Kerstin Stutterheims und Niels Bolbrinkers „Bauhaus: Mythos der Moderne“ von 1998, eine umfassende kritische Darstellung der künstlerischen und politischen Ziele, die vor allem mithilfe zahlreicher Interviews mit ehemaligen Studierenden einen guten Einblick in die Prinzipien des Bauhauses gibt und die Konflikte, die zunächst zur Verlegung nach Dessau und schließlich zur Auflösung durch die Nazis geführt hatten, verdeutlicht. Eine Einführung bekommt man außerdem vom Kurator Thomas Tode, Kerstin Stutterheim und Niels Bolbrinker sind ebenfalls zu Gast.

Das „Neue Bauen“, das Effizienzfieber und Urbanistik sind am Mittwoch Thema. Zu sehen ist unter anderem der ursprünglich 9-teilige Film „Wie wohnen wir gesund und wirtschaftlich?“ von Ernst Jahn unter direkter Mitwirkung von Walter Gropius, Bruna Traut, Ernst May, Adolf Behne und Leberecht Migge. Der Rest der Reihe widmet sich der 1929er „Film & Foto“-Ausstellung, den experimentellen Kurzfilmen Moholy-Nagys, den nichtgegenständlichen Filmphantasien Kurt Kranz’ und Porträts.ROBERT MATTHIES

Di, 17. 3. – Di, 24. 3., Metropolis, Steindamm 52, www.metropoliskino.de