berliner szenen Rucksackrudel auf Reisen

Anders ist besser

Blöde Interrailer! Hauen einem in der U-Bahn die Rucksäcke ins Gesicht, verwechseln „Börlinn Zoo“ mit „Börlinn Ostbahnhof“, weil es ja so ähnlich klingt, fahren als nächstes nach Prag, denn dort ist es pittoresk, und überhaupt … Hat man sich bei Klassenreisen nicht stets für die MitschülerInnen geschämt? Hat man nicht versucht, mit seinem Kumpel möglichst großen Abstand zu „den anderen“ zu halten? Den Stadtplan nur in unauffälligen Ecken auseinander gefaltet? Beim U-Bahn-Fahren gelangweilt auf den Fußboden geguckt, damit die übrigen Londoner denken, man sei einer von ihnen?

Die neuen Interrailer und sonstigen Backpacker scheinen geradezu stolz darauf zu sein, als Fremde entlarvt zu werden! Interpretieren kann man dieses Verhalten in zweierlei Richtung. Erstens: So ein Interrailer ist stolz darauf, kein Deutscher zu sein, und zeigt das darum gerne (was das eigene Bedürfnis, genau dieses in der Fremde zu verleugnen, ebenfalls erklären würde.) Oder zweitens: So ein Interrailer denkt sich, fuck it, ich trage ohnehin diesen dummen Rucksack, soll ich vielleicht so tun, als sei schmutzige Wäsche drin? Das aber würde einem die eigene Eitelkeit in jener Hinsicht peinlich bewusst machen.

Vorgestern habe ich jedenfalls den Gipfel der unbekümmerten Interrailer-Mentalität erlebt: Zwei braun gebrannte, mit Pepsi und Kellog’s Honey Dips hochgepäppelte Jungstiere, die fröhlich einen Stadtplan hin- und herwandern ließen und mit dem U-Bahn-Plan verglichen, um die richtige Station für „La Rambla at the corner of Catalunyan Place“ zu finden. Ich habe mich eingemischt und ihnen die „Spanische Allee“ empfohlen. Harhar. Wer Barcelona mit Berlin verwechselt, muss zur Strafe eben durch Zehlendorf irren. JENNI ZYLKA