: Einzelschicksal im Nazi-Kostüm
betr.: „Warme Blicke auf die Nazizeit“, taz vom 24. 9. 03
Das Problem des Films „Rosenstraße“ liegt nicht nur in der Behauptung historischer Authentizität, die in Wirklichkeit nicht gegeben ist. Es liegt in erster Linie in einer platten visuellen Umsetzung des historischen Materials, die mit einer Fernsehästhetik à la Rosamunde Pilcher Identifizierung mit Heldinnen und Helden evoziert. In Nazi-Kostümen Einzelschicksal spielen führt nicht zu einer politischen Einstellung beim Betrachter, sondern zur Verschleierung politischer Hintergründe.
Es geht, wie Jean-Luc Godard gesagt hat, nicht darum, politische Filme zu machen, sondern politisch Filme zu machen. Das erfordert Analyse und schließt Kitsch aus. Wenn Frau Trotta aber glaubt, Film als Medium und intellektuelle Analyse seien unvereinbar, dann seien ihr die Filme von Godard empfohlen – oder die von Alain Resnais, den Brüdern Dardenne oder Craig Baldwin. Da könnte sie lernen, wie man unter Verwendung ganz unterschiedlicher ästhetischer Mittel die politische und historische Struktur hinter einer Geschichte sichtbar macht. SABINE FUCHS, Wien