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Archiv-Artikel

Schnelle Kunst der Ausstellungen

Bundespräsident Köhler sieht in einer Best-of-Berlin-Schau das Erfolgsmodell für das Superimage der Kunstmetropole. Die Museumsleute finden das nicht, unternehmen aber schon alles in der Richtung

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Nicht allein weil Superlative ansteckend sein können, sondern als Modell des Erfolgs will Bundespräsident Horst Köhler seine Anregung nach Best of MoMA nun „Best of Berlin“ verstanden wissen. Eine Sonderausstellung mit den großen Werken der bildenden Kunst aus allen Berliner Museen könnte ebenso wie die MoMA-Schau an der Potsdamer Straße über die Maßen Berliner und touristische Massen anlocken. Die langen Schlangen vor dem Museumseingang zeugten vom Kunsthunger der Berlinbesucher, so der Bundespräsident. Und angesichts der vielen Meisterwerke in den vielen Museen, dürfte deren Konzentration das Image Berlins als Superstandort der Künste nur mehr – und wieder – steigern.

Dass die Zustimmung vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und von Kulturpolitikern der Stadt für die Idee des Kunstevents „Best of Berlin“ nicht lange auf sich warten ließ, ist evident, ist doch nichts so erfolgreich wie der Erfolg. Und daran mangelt es der Hauptstadt derzeit gehörig. Da tut es dem Köhler-Vorschlag auch keinen Abbruch, dass der Vergleich von MoMA und Best of Berlin schon deshalb hinkt, weil die Werke des New Yorker Museums kraft dessen Konzepts schon immer „Best of“ der Moderne des 20. Jahrhunderts waren. Berlins Museen beziehen ihren Ruf dagegen aus der Chronologie, der Breite und der Dezentralität ihrer Sammlungen. Das New Yorker Spezifikum MoMA, auf Berlin angewandt, käme hier einem Sammelsurium gleich.

Wohl auch deshalb haben sich die Museumsmacher und auch Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) gegen das Konzept entschieden. Mit dem Satz „Berlin ist MoMA – Metropolis of Museum Art“ ließ etwa der Generaldirektor der Staatlichen Berliner Museen, Peter-Klaus Schuster, die Köhler-Anregung ins Leere laufen. Weiss konterte ebenso den Vorschlag: „So ein Sondermuseum gibt es in Berlin bereits, nur auf mehrere Standorte verteilt“, sagte sie. Die Staatlichen Museen in Berlin mit ihren 17 attraktiven Häusern hätten allein im vergangenen Jahr 3,2 Millionen Besucher angelockt.

Für Schuster beinhaltet die Anregung des Bundespräsidenten dennoch den Gedanken, Berlins Museumslandschaft neu zu ordnen, auch zu dezentralisieren und den bürgerlichen Museumsidealen des 19. Jahrhunderts andere Konzepte anzufügen. So könnten „die Highlights der Skulpturensammlung und der Gemäldegalerie Alter Meister im Bodemuseum auf der Museumsinsel konzentriert“ werden. Entsprechend ließen sich dann anstelle der Gemäldegalerie die Meisterwerke der Moderne neben der Nationalgalerie einrichten. Berlin hätte dann den lange angestrebten Ort für seine moderne Sammlungen des 20. Jahrhunderts gefunden – jenseits der Hallen für moderne und zeitgenössische Kunst im Hamburger Bahnhof, der Sammlung Berggruen und wohl auch der von Friedrich Christian Flick.

Außerdem ist Schusters Hang zur eventartigen Inszenierung nicht unbekannt. „Best of old Ägypten“ soll darum ab 2007 rund um den wunderbaren Kopf der Nofretete auf der Museumsinsel zu sehen sein. Die „Archäologische Promenade“ – ein für heutige Museumsbesucher gemachter schneller Museumsrundgang durch ein paar tausend Jahre Geschichte – käme Best of Köhler schon recht nahe.